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Entmagnetisieren von Schraubenziehern
© Christian von Büchau  2003


Magnetismus - ein altes Uhrmacherproblem.

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Anmerkung:
Christian von Büchau hat, wie sicher jeder von uns, negative Erfahrungen mit magnetisierten Werkzeugen gemacht. Seine Erfahrungen bei der Beseitigung des Problems hat er hier für die UhrenH@nse niedergeschrieben. Herzlichen Dank, Chris !!

Fragen und Informationen an/für den Autor Christian von Büchau.

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Magnetismus bei Uhren

Wie wir wissen, ist Magnetismus für eine (Armband-)Uhr ganz schlecht. Dies gilt vor allem für die älteren Modelle. Auf moderne Uhren hat Magnetismus nur wenig Einfluss. In aller Regel wird nicht einmal die Ganggenauigkeit beeinflusst.

Bei älteren Uhren ist hauptsächlich die Unruhspirale vom Magnetismus betroffen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Spirale auf Magnetismus zu testen. Man kann beispielsweise mit einer feinen Pinzette 2 Drehungen der Spirale vorsichtig zusammendrücken. Bleiben diese dann aneinander haften, liegt entweder Magnetismus vor oder die Spirale ist ölig. Des weiteren kann auf den Unruhkloben direkt über der Spirale ein kleiner Nadelkompass gelegt werden. Wenn die Unruh angelaufen ist und sich die Nadel hin und her bewegt liegt Magnetismus vor. Dieses Verfahren bedarf jedoch gewisser Übung, da die Nadel trotz Magnetismus ruhig in eine Richtung zeigen kann. Dies hat dann andere Ursachen und der Kompass muss entsprechend justiert werden.

Grundsätzlich sollte vor der Reinigung jede Uhr entmagnetisiert werden. Man kann davon ausgehen, dass Magnetismus für einen Großteil der Uhren die nicht richtig laufen, die Ursache ist.


Magnetismus und Werkzeug

Um nach der Reinigung erneutem Magnetismus vorzubeugen, sollten auch Schraubenzieher entmagnetisiert sein.

Eigenartigerweise scheint es nur selten Schraubenzieher zu geben, die sich nicht irgendwann einmal magnetisieren. Ein magnetischer Schraubenzieher mag den Vorteil haben, dass kleine Schrauben an ihm haften bleiben und man diese besser und einfacher einbauen kann. Die Gefahr, dass sich dabei andere Uhrteile – insbesondere die Unruhspirale – magnetisieren, ist recht groß und man muss an das Werk erneut Hand anlegen.

Da die einschlägige Literatur hauptsächlich die Ursachen von Magnetismus und deren Behebung an Bauteilen beschreibt, soll hier darauf eingegangen werden, wie Werkzeuge - insbesondere Schraubenzieher - entmagnetisiert werden können.

Im Grunde handelt es sich hier um ein altes Uhrmacherproblem. Eine Remanenz (in Körpern aus Eisen oder Stahl zurückbleibender Magnetismus) muss durch ein magnetisches Wechselfeld neutralisiert werden. Dies geschieht am effektivsten mit Strom. Natürlich gibt es auch eine Vielzahl an Möglichkeiten, die ohne Stromzufuhr auskommen. Nicht alle funktionieren beim ersten Versuch und man benötigt viel Geduld und mehrmaliges Probieren.


Was kann man nun tun?

1.     Auswechseln der Schraubenzieherklinge, da eigentlich nur die Klinge magnetisch ist.

2.     Schraubenzieher erwärmen auf ca. 620°C; Backofentemperatur reicht meist nicht aus.

3.   Die Klinge kann Stößen oder Schlägen ausgesetzt werden. Dadurch werden die Elektronen, die gleichpolig ausgerichtet sind, durcheinander geschüttelt. Dieses Verfahren ist nicht zu empfehlen. Erstens zeigt es nur Wirkung bei leichtem Magnetismus und zweitens besteht die Gefahr den Schraubendreher zu zerstören. Bei großen, normalen Schraubenziehern eine geeignete Methode.

4.     Wechselstromtrafo
Hierzu kann z.B. ein alter Trafo von einer Spielzeugeisenbahn verwendet werden. Die Klinge des Schraubenziehers wird in die Nähe des Trafos gebracht und dann sehr langsam von diesem entfernt.

5.    Kleiner Entmagnetisierer (ohne Strom)

Zum Vergößern bitte anklicken

Diese, zu einem geringen Betrag, käuflich zu erwerbender Geräte bieten die Möglichkeit zu magnetisieren und zu entmagnetisieren. Der Magnetisierer funktioniert zumeist tadellos. Das Entmagnetisieren erfordert aber viel Geduld und meist mehrere Versuche. Der Entmagnetisierungsteil besteht aus einer Öffnung mit unterschiedlicher Abstufung. Zunächst führt man den ganzen Schraubenzieher sehr langsam durch die größte Öffnung. Sollte dies kein Erfolg haben, wird die nächst höhere Ebene probiert. Ein 100%-iger Erfolg ist jedoch nicht garantiert. Zudem ist die Anwendung umständlich.

6.     Ultraschall
Auch ein Bad im Ultraschallgerät ist geeignet um Schraubendreher zu entmagnetisieren. Es hängt jedoch von der Stärke des Magnetismus ab, ob diese Methode Erfolg verspricht.

7.     Entmagnetisierdrossel/-spule
Am besten eignet sich hier eine Ringspule (Wechselstrom 230V/50Hz) OHNE Magnetkern. Das Werkstück langsam mehrmals durch den Ring führen und langsam von der Spule entfernen (etwa bis auf Armlänge) ohne die Spule zu berühren. Erst dann kann der Strom abgestellt werden.

8.     Entmagnetisierungsgerät
Mit dem Entmagnetisierungsgerät erhält man die schnellste und einfachste Möglichkeit zu entmagnetisieren. Dazu werden Werkstücke und Bauteile auf die obige Platte gelegt und dann der Schalter betätigt. Hierbei werden die Teile einem kurzen Impuls ausgesetzt und entmagnetisiert. Bei sehr kleinen Teilen (z.B. Schrauben) empfiehlt sich eine Glasglocke die man darüber setzt, damit die Teile nicht ‚davon fliegen’.

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Nur mit dem Entmagnetisierungsgerät lassen sich auch Bauteile von Uhren mehr oder weniger perfekt entmagnetisieren. Nach dem Entmagnetisieren sollten die Werkzeuge bzw. Bauteile mit einem Nadelkompass (ein kleiner Spielzeugkompass tut’s auch) nochmals auf Magnetismus überprüfen und das Verfahren ggf. wiederholen.


Für weitere Informationen wende Dich bitte an: Christian von Büchau


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