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Die Reparatur
der Jahres-Uhren (Gehwerke mit Drehpendel) © Flume 1957 (Gerhard Lempik 2003) |
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Über die Schwierigkeiten mit einer anscheinend simplen Uhr .. |
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Anmerkung: Gerhard Lempik hat in einem alten Flume-Katalog - Flume-Großuhrschlüssel von 1957 - eine Kurzanleitung für die Reparatur von alten Jahresuhren gefunden und der UhrenH@nse zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank, Gerhard !! PS: Einige der Tipps sprechen sicher auch für das kommerzielle Geschick von Flume .... :-) |
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Jahres-Uhren mit Drehpendel haben in dem letzten Jahrzehnt eine weite Verbreitung gefunden. Der Begriff „Jahres-Uhren" kennzeichnet die typische Form dieser Uhren. Die tatsächliche Gangzeit ist bei einigen Werken kürzer oder länger als 1 Jahr.
Geordnet sind die Werke der Jahres-Uhren in dieser Bildliste nach Länge x Breite und Innen-Höhe des Werkes. Die Abbildungen der Bildliste zeigen die hintere Platte der Werke in 1/3 natürlicher Größe, von der Rückseite des Werkes gesehen, in der Stellung „Ankerrad oben". Unsere Versuchswerkstatt sagt: Die mechanischen Kräfte, die in der Jahresuhr wirken, sind klein. Geringe Veränderungen der Einzelteile können den Gang erheblich stören. Der Uhrmacher muss deshalb bestrebt sein, sämtliche Funktionen des Werkes in dem ursprünglichen Zustand zu belassen, bzw. in den ursprünglichen Zustand zu bringen. Wenn ein Fehler oder Schaden an einer Jahresuhr erkannt ist, so sollte man nicht zögern, mit neuen Original-Ersatzteilen Abhilfe zu schaffen. Das Herumexperimentieren an schadhaften oder abgenutzten Teilen Ist zeitraubend und führt zu keinem Erfolg. Original-Ersatzteile sind bis auf wenige Ausnahmen lieferbar. Die Reparatur des Laufwerkes und der Hemmung wird in der üblichen Weise durchgeführt. Es ist jedoch mit der größten Sorgfalt zu arbeiten, da bereits kleine Fehler (leicht eingelaufene Paletten oder Zapfen, etwas zu große Zapfenlöcher, kleine Eingriffsfehler etc.), die bei anderen Uhren noch ohne Bedeutung sind, hier sehr störend in Erscheinung treten. Eine zerbrochene Zugfeder sollte man nur durch die Original-Zugfeder ersetzen. Diese Feder hat die richtige Zugkraft. Richten Sie sich bei der Bestellung niemals nach der alten Feder, denn diese könnte bereits falsch ersetzt worden sein, sondern stets nach den Angaben dieses „Flume-Schlüssels". Eine zu schwache Zugfeder entwickelt zu wenig Kraft. Die Funktion der Hemmung ist nicht mehr sicher. Bei dem geringsten zusätzlichen Fehler z. B. Erschütterungen, kleine Eingriffsfehler etc. bleibt die Uhr stehen. Eine zu starke Zugfeder entwickelt zu viel Kraft. Die Schwingungsweite des Drehpendels wird übermäßig groß. Die Pendelfeder ermüdet vorzeitig. Eine gute Regulierung ist dann nicht mehr möglich. Der Eingriff Minutenrad - Ankerradstrieb muss tadellos in Ordnung sein. Bereits die kleinsten Fehler führen zu unregelmäßigen Schwingungsweiten des Drehpendels. Die Uhr lässt sich nicht regulieren. Abhilfe: Eingriffsentfernung korrigieren. Zapfenlöcher füttern. Ist die Verzahnung schadhaft, dann setzt man am besten neue Original-Räder ein. Die Hemmung muss tiefer eingestellt sein als bei anderen Uhren. Die größere Ruhe ist notwendig, weil der Anker nach dem Abfallen des Zahnes eine kleine Rückwärtsbewegung macht und der auffallende Zahn - bei zu wenig Ruhe - sofort auf Hebung gerät. Der normale Ablauf der Hemmungsfunktion ist dann unterbrochen. Die Uhr bleibt stehen. Die Höhenlage der Gabel an der Pendelfeder darf nicht ohne Grund verändert werden. Sitzt die Gabel an der Pendelfeder zu hoch, so reicht die Kraft des Ankers nicht aus, um die Gabel bis zur Auslösung der Hemmung zu drehen: Die Uhr bleibt stehen. Sitzt die Gabel an der Pendelfeder zu tief, so kann der auffallende Zahn - trotz richtig bemessener Ruhe - auf Hebung geraten, weil der Anker durch die Pendelfeder zurückgedreht wird. Der normale Ablauf der Hemmungsfunktion ist unterbrochen. Die Uhr bleibt stehen. Einfachste Abhilfe: Eine neue komplette Original-Pendelfeder mit Aufhängung und Gabel einsetzen. Die Original-Pendelfedern sind eingestellt und reguliert. Das Ankerrad läuft unrund. Die Kraftzufuhr zum Drehpendel ist ungleich groß und die Schwingungsweite des Drehpendels verändert sich periodisch. Die Uhr lässt sich schwer regulieren. läuft das Ankerrad zu stark unrund, so bleibt die Uhr stehen. Die einzige richtige Abhilfe: ein neues Original-Ankerrad! Die Ankerradzähne sind verbogen: Der Abfall und die Kraftzufuhr zum Drehpendel sind ungleich. Die Uhr lässt sich schwer regulieren. Berührt eine Ankerpalette die Rückseite eines verbogenen Zahnes, so gerät der Ablauf der Hemmung in Unordnung. Die Uhr In leichten Fällen kann der verbogene Zahn gerichtet werden. Sind mehrere Zähne verbogen, so ist die Reparatur des Rades zu zeitraubend. Ein neues Original-Ankerrad ist billiger. Der Abfall ist schief: Eine geringe Ungleichheit ist harmlos. Ein größerer Abfallfehler verkürzt die Gangzeit der Uhr erheblich. Die Abhilfe ist einfach: Durch Drehen des oberen Pendelfeder-Böckchens lässt sich der Abfall mühelos richten. Bei ganz alten Werken muss der Führungsstift des Ankers entsprechend gebogen werden. Die Gabel-Führung ist zu weit: Die Bewegung des Ankers ist ruckartig, es geht Kraft verloren Die Uhr bleibt vorzeitig stehen. Abhilfe: Die Gabel enger machen. Eingeschlagene Stellen in der Gabel glätten. Die Innenflächen der Führung runden und polieren. Nicht vergessen: auch den Führungsstift an der Eingriffsstelle glätten und polieren. Die Gabelführung ist zu eng: Bei großen Schwingungsweiten des Drehpendels verklemmt die Gabel mit dem Führungsstift des Ankers. Es geht Kraft verloren. Das freie Spiel der Hemmung wird behindert. Die Uhr reguliert schlecht. Abhilfe: Die Innenflächen der Gabel runden. Die Luft in der Gabel so bemessen, dass auch bei weiten Schwingungen des Drehpendels der Führungsstift des Ankers noch etwas Spiel hat. Zerbrochene oder verbogene Pendelfedern lassen sich nicht mehr reparieren und sind gänzlich unbrauchbar, Jede Arbeit daran ist vergebliche Mühe. Abhilfe: Neue komplette Original-Pendelfeder mit Aufhängung und Gabel. Diese Pendelfedern sind eingestellt und reguliert. Lose Pendelfeder-Streifen sollte man nur bei alten Werken verwenden, für die es die kompletten Original-Pendelfedern nicht mehr gibt. Das Zeigerwerk ist zu fest. Beim Stellen der Zeiger „rasselt" die Hemmung durch. Dabei können die Zähne des Ankerrades verbogen werden und schwere Hemmungsfehler entstehen. Abhilfe; Die Reibung des Zeigerwerkes so lose wie möglich einstellen, jedoch darauf achten, dass die Zeiger noch sicher mitgenommen werden. Eine Uhr mit Drehpendel kann erst dann reguliert werden, wenn sämtliche mechanischen Fehler an dem Werk beseitigt sind. Im allgemeinen ist die Reguliervorrichtung auf dem Drehpendel angeordnet. Das Pendel muss deshalb zum Regulieren angehalten werden. Dabei ist folgendes zu beachten.: Dos Pendel muss in dem Augenblick festgehalten werden, wenn die Drehbewegung umkehrt. Noch dem Regulieren muss das Drehpendel von dieser gleichen Stellung freigelassen werden. Es schwingt dann mit der normalen Schwingungsweite weiter. Beachtet man diese Regel nicht, so dauert es mehrere Stunden, bis das Pendel auf die normale Schwingungsweite eingeschwungen ist. Es entstehen dadurch Gang-Differenzen, die mit dem Reguliervorgang nichts zu tun haben. Jahresuhren sorgfältig ölen! Die Zugfeder muss bei der Reparatur aus dem Federhaus herausgenommen und von dem alten, verharzten Öl befreit werden. Eine verharzte oder schlecht geölte Zugfeder rutscht ruckartig nach und liefert eine sehr ungleiche Zugkraft. Die Uhr reguliert schlecht. Zum Ölen der gereinigten Zugfeder eignet sich am besten ein graphitiertes Zugfedern-Öl. Für die Berührungsstellen zwischen Führungsgabel und Führungsstift des Ankers eignet sich ein sehr weiches Fett. Die übrigen Ölstellen des Werkes können so geölt werden wie gleichgroße Pendeluhr-Werke. |
Weitere Informationen zu Jahresuhren findest Du hier. |
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