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Pendulen im „Style Empire"   1
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Weltkunstverlag /  Dr. Hans Ottomeyer + Peter Pröschel   2003


Meisterwerke französischer Bronziers.

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Die Entstehung des Style Empire / Charles Percier und Pierre F. L. Fontaine

Wie bei allen Stilbegriffen, die nach der Regierungszeit eines Herrschers benannt sind, gibt es auch bei dem Style Empire einen nicht zu übersehenden Unterschied zwischen den Eckdaten der historischen Epoche und der davon ganz verschiedenen Dauer eines zusammenhängenden Stils mit seiner Frühphase, Hauptphase und späten Entwicklung. 

Von den Zeitgenossen goût antique genannt, begann dieser Stil nach dem Ende des wirtschaftlichen Chaos der Revolution 1796 und wird gegen 1825 durch einen deutlich unterscheidbaren Spätstil abgelöst. Einen eigenen Style Directoire (1795 - 1799) oder Style Consulat (1799 - 1804) hat es mit Sicherheit nicht gegeben.

Seit 1796 legten Charles Percier (1764 - 1838) und Pierre F. L. Fontaine (1762 - 1853) die Formen der Einrichtung der tonangebenden Pariser Gesellschaft fest. Im Jahre 1797 statteten sie erstmals Räume für den General Napoleon Bonaparte und seine Frau Josephine aus.

Bitte zum Vergrößern anklicken - 1. Pendule „La Femme au Pupitre", Paris, um 1800, Bronze, feuervergoldet und patiniert, 14-Tage-Werk, H. 50 cm; H. Romann, MünchenDie Ausbildung der beiden Architekten fand an der Académie royale d'architecture statt und führte sie mit einem mehrjährigen Stipendium nach Rom, wo Percier von 1786 bis 1791 mit archäologischer Akribie Bauten und Groteskendekorationen der Antike und Renaissance studierte und zeichnete. Mit Tausenden von Blättern in seinen Mappen kehrte er über Florenz, Mantua, Genua, stets weiter mit dem italienischen Seicento beschäftigt, 1791 nach Paris zurück und fand im kommenden Jahr Anstellung als Bühnendekorateur für Oper und Schauspiel, wo er vornehmlich römische Tugendspektakel im antiken Stil ausstattete. 

Seine Erfolge in diesem Genre verschafften ihm seit 1796 die ersten Aufträge für Innendekorationen bei rasch reich gewordenen Finanziers, Heereslieferanten, Generälen und Schauspielern, die die neue Gesellschaft des Directoire bildeten.

Nach dem ersten Auftrag für General Bonaparte wurden Percier und Fontaine 1799 die offiziellen Architekten des Ersten Konsuls Bonaparte. Fontaine hatte unter Kaiser Napoleon die Stelle des ersten Hofarchitekten inne und behielt seinen Posten während der folgenden politischen Wechselbäder. Er fungierte als Chef der Obersten Baubehörde und des Hofbauamtes während der Regierungen der Könige Louis XVIII, Charles X, Louis Philippe und diente auch noch der zweiten Republik einige Jahre bis zu seinem Tod 1853. In seinem Amt als erster Architekt bestimmte er lange Architektur und Einrichtung der Paläste Napoleons in Europa und der königlichen Schlösser in Frankreich.

Während Percier als entwerfender Künstler arbeitete, ergänzte ihn Fontaine als der organisierende und ausführende Architekt. Auch nachdem Percier am 29.12. 804 aus seinem Hofarchitektenamt von Napoleon entlassen worden war, weil der Kaiser den menschenscheuen Künstler bisher noch nie gesehen hatte, blieb er seinem Kompagnon Fontaine treu und belieferte ihn bis zu seinem Tod 1838 mit Projekten und fertigen Entwurfszeichnungen. Damit ergibt sich das Paradoxe, dass der Erfinder des Style Empire am Empire offiziell nicht beteiligt war.

 


"Recueil des décorations intérieures..." - die „Bibel des Empire"

Über seine Stellung hinaus übte Charles Percier größten Einfluss mit seiner Publikation "Recueil des décorations intérieures...", die bisher oft unrichtig datiert wurde. Man nahm vielfach an, dass die Umrisslinienstiche mit Innenräumen, Möbeln und Gerät erst während des Empire entstanden. Doch tatsächlich erschien diese „Bibel des Empire" schon 1801 mit den ersten 12 Blättern und war mit folgenden Lieferungen im Jahre 1805 bis auf Seite 54 gediehen.

Der erste Teil des Buches reproduziert ausgeführte Entwürfe Perciers aus den Jahren 1797 und 1798. Mit dem Jahr 1800 war seine Stilentwicklung im Grunde abgeschlossen und so in sich gefestigt, dass dieser Stil auf Jahrzehnte durch das Amt Fontaines, verbreitet auch durch Schüler Perciers, zum Stil Europas wurde.

Gestaltungsprinzipien verwandeln das freie Formgut römischer Groteskendekoration und Bauskulptur in einen akademisch begründeten Formenkanon. Percier schreibt 1812, es käme darauf an, bei jedem Entwurf den historischen Grundtyp des Themas zu erkennen und zu bewahren, das Prinzip zu erhalten und die notwendigen Grundregeln einzusehen. Eine Neuerfindung kann nur die Fortsetzung der erfolgreichen Geschichte des Typs sein.

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