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Die
Einflüsse Kinzings auf spätere Uhrmacherwerkstätten 1 |
Vortrag zur Ausstellungseröffnung Kinzing & Co im Kreismuseum Neuwied am 07.09.03 |
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Uhrmacherei in Neuwied - Kinzing (und nicht Roentgen) Der Name Roentgen & Kinzing in Neuwied gilt heutzutage in der internationalen Kunstwelt als ehrwürdiger Begriff. Dabei steht üblicherweise Roentgen im Vordergrund. Heute morgen lassen wir Roentgen (s.a. hier) einfach weg und betrachten Kinzing (bzw. die Kinzings oder Kinzing-Werkstatt) alleine für sich und nicht als Anhängsel der sog. Roentgenmanufaktur. Zugegeben - die Roentgens haben durch ihren Geschäftssinn die illustren Kunden geworben und somit die Kinzing-Werkstatt die Gelegenheit gegeben, ihre Ingeniosität zu entfalten, vermutlich hatte man auch schnell erkannt, dass es vor der Haustür eine begabte Mechanikerfamilie gab, von deren Fähigkeiten und schon gewonnene Erfahrungen das eigene Geschäft profitieren konnte. Schließlich kam Abraham Roengten erst gegen Mitte des 18. Jh. mit den Herrenhutern nach Neuwied. Die Familie Kinzing war aber schon seit Ende des 17. Jh. hier im Raume Neuwied ansässig. Einen exzellenten Beitrag von Fr. Dr. Sauer-Kaulbach zur Geschichte der Kinzings (s.a. hier) finden Sie übrigens im Ausstellungskatalog. Heute möchte ich die Uhrmacherei in Neuwied (s.a. hier) - sicherlich von der Familie Kinzing begründet und von dieser hauptsächlich betrieben – von einem besonderen Gesichtspunkt betrachten. Als ein Zentrum der deutschen Uhrmacherei im 18. Jh., das auch für das Bürgertum der Umgebung Gebrauchsuhren lieferte (vergessen wir vorerst die adeligen Kunden, die man mit Roentgen verbindet). In der Ausstellung sehen Sie hierzu eine repräsentative Auswahl von Uhren für das Bürgertum (s.a. Ausstellung).
Im 18. Jh. entwickelte sich in deutschen Ländern eine starke Nachfrage für Hausuhren (die Zeitanzeige verlagerte sich allmählich von den Turmuhren der öffentlichen Gebäude in die Bürgerhäuser). Im Gegensatz zu England und Frankreich mit ihren zentralistischen Systemen entstanden in den damaligen deutschen Ländern - noch ein Flickenteppich von Staaten und Fürstentümern, was allerdings Kunstgewerbe und Technik auch kreativ förderte - unterschiedliche Stilrichtungen in der Uhrmacherei, die sich zwar gegenseitig beeinflussten und befruchteten – auch ausländische Trends spielten dabei eine Rolle (besonders aus London und Paris). Die Neuwieder Uhren erkennt man als Typus durch ihre Merkmale (s.a. Ausstellung) genauso wie die Uhren aus anderen Regionen z.B. dem Bergischen Land, der Pfalz, Franken, Odenwald, Schwarzwald, Angeln in Schleswig-Holstein, Friesland, Oldenburg usw. Außerdem existiert eine große Anzahl Uhren aus dem 18. Jh., die man bis jetzt nicht immer einer Gegend genau zuordnen kann, und sie einfach als „deutsch“ zu bezeichnen zeugt eigentlich von Unkenntnis. Viel Forschung ist noch erforderlich, um die regionale Uhrmacherei aus deutschen Ländern des 18. Jh. zu erfassen. Bezüglich Neuwied sind wir allerdings mit Information viel besser versorgt, z.B. durch Professor Antweiler, Anton Lübke und besonders durch die verdienten Forschungen von Dr. Dietrich Fabian, auf die wir uns alle stützen.
Die Familie Kinzing und ihre Werkstatt Christian Kinzing wird erstmalig 1740 als Uhrmacher in Neuwied erwähnt. Er war auch Müller wie seine Vorfahren, die schon seit Ende des 17. Jh. im Raum Neuwied ansässig waren. Es wird immer auf die astronomische Uhr im Goethe Haus (Hüsgen-Uhr) in Frankfurt hingewiesen mit der Signatur „fratres Kintzinger artifices autodidacti…“. (Dank der Restaurierungsarbeiten des vor kurzem leider viel zu früh verstorbenen Uhrenexperten Wolfgang Lympius kann diese Uhr übrigens definitiv auf das Jahr 1746 datiert werden.). Eine so komplizierte Uhr war sicherlich keine Erstlingsarbeit. Seit dem vor 20 Jahren erstellten Werksverzeichnis von Fabian sind einige frühe Kinzing-Uhren bekannt geworden, die die Datierungen etwas in Frage stellen. Ich kenne inzwischen ein mit 1741 datiertes 8 Tage-Werk mit Viertelstundenschlag sowie ein sehr einfaches mit 1787 datiertes 30 Stunden-Werk. D.h. die einfachsten Werke waren nicht unbedingt die ältesten und Komplexität der Mechanik deutet nicht unbedingt auf ein späteres Herstellungsdatum. Die robusten Bodenstanduhren für die unterschiedlichen Portemonnaies der Bürger der Neuwieder Umgebung, und vielleicht auch weiter, war der Grundstock der Neuwieder Uhrmacherei, wie der Brief eines Pastors Roosen aus Burgbrohl von 1785 dokumentiert. Es wird berichtet, dass Herr Kinzing (es könnte sich hier um Peter oder sogar seinen inzwischen 78 jährigen Vater Christian handeln) eine 8-Tage Uhr mit Halbstundenschlag für 42 Reichstaler und 30-Stunden Uhren für etwas weniger verkaufte. (Spieluhren für die Kaiserin von Russland kosteten mit Gehäuse hiernach 500 Karolin.) Woher hatten Christian Kinzing und sein Bruder (s.a. hier), vermutlich Johann, ihre ersten Anstöße zur Uhrmacherei ? Trotz der Bezeichnung „autodidacti“ haben sie die von ihnen verwandte Technik genau wie andere nicht eigenständig erfunden (vgl. die Möllingers in Neustadt und Zweibrücken verwandt mit den Kinzings oder die frühen bergischen Uhrmacher wie Herder und Bick). Sie haben schon längst bestehende Techniken übernommen aber bald damit ihren eigenen Stil geprägt. Die frühen Neuwieder Bodenstanduhren haben eine rückführende Hemmung und Sekundenpendel in der englischen Art. So kennt man den Schlag auf Glocke auf dem Gehäusekopf bei frühen französischen Pendulen und bergischen Rahmenuhren – bei englischen Uhren allerdings nicht. Ich möchte aber hier nicht die technischen Details auflisten (s.a. Ausstellung). |
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