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Anmerkungen
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Aufbau und Funktionsweise - eine Basis-Analyse zum Thema | ||
Anmerkung: Dies ist die Zusammenfassung eines Vortrags über das Stackfreed, den Heinrich Pavel im Rahmen der DGC-Hauptversammlung am 26.10.2002 in Mannheim gehalten hat. Ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema erscheint demnächst in der DGC-Jahresschrift 2003. Mit seiner Arbeit bietet der Autor auf Basis seiner umfangreichen Recherchen einen sehr guten Überblick zum Thema Stackfreed. Fragen und Informationen an/für den Autor Heinrich Pavel. zu Taschenuhren
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Das Thema Drehmomentausgleich spielt seit der Erfindung des Federantriebs eine wichtige Rolle. Bereits um 1430 wurde in einer Uhr Philipp des Guten von Burgund eine Schnecke zum Drehmomentausgleich verwendet (s. Maurice, K.: Die deutsche Räderuhr, C. H. Beck, München 1976, S. 85 ff.). Eine Tischuhr mit Schnecke ist in Heinrich Seuses „Horologicum Sapientiae“ (um 1450) abgebildet. Auch Leonardo da Vinci befasste sich mit diesem Thema. Skizzen von Schnecken und verschiedenen Stackfreed-Konstruktionen befinden sich im „Codex Madrid“ (um 1495). Von Jakob Zech existiert eine dosenförmige Tischuhr mit Schnecke von ca. 1525. Die vermutlich älteste erhaltene signierte und datierte Halsuhr mit Stackfreed ist „C. W. 1548“ punziert. Das Monogramm „C. W.“ ordnet Abeler dem Nürnberger Caspar Werner zu. Das Stackfreed wird von den meisten Fachautoren nicht als Vorgänger der Schnecke eingestuft. Es diente als Ersatz für die aufwändige und anfällige Konstruktion Schnecke/Darmsaite und erlaubte den Bau flacher tragbarer Uhren. Die Verbreitung des Stackfreeds war vor allem auf Deutschland und die Schweiz sowie auf den Zeitraum von ca. 1540 bis ca. 1640 beschränkt. Aufbau und Funktion des Stackfreeds werden meist so oder ähnlich beschrieben (vgl. Bull, Stackfreed 1540-1640, Dr. E. Gschwind, Basel 1979):
Abb. 1: Stackfreed-Aufbau Neben der oben angeführten Erklärung der Funktionsweise des Stackfreeds, werden in der Fachliteratur noch eine Reihe abweichende und ergänzende Auffassungen vertreten. Die Spanne der Meinungen reicht von Federbremse über Energiespeicher bis zu Drehmomentwandler. Dies ist im Wesentlichen auf zwei Umstände zurückzuführen:
Die Analyse von insgesamt 58 Abbildungen von Uhren mit Stackfreed hinsichtlich der Datierung und des Typs der Kurvenscheibe ergibt die in Abb. 2 dargestellte Verteilung. Wichtig ist, dass die gemeinhin als schneckenförmig bezeichneten Kurvenscheiben nicht immer rein schneckenförmig sind, sondern zu Beginn des Ablaufs auch eine ansteigende Kontur besitzen können. Abb. 2: Kurvenscheibentypen Anm. zu Abb. 2: In der Spalte „Zeitraum“ sind die jeweils früheste und späteste Datierung der Uhren des entsprechenden Kurvenscheibentyps vermerkt, in der Spalte „Anzahl“ die Anzahl der ermittelten Uhren. Es wird angenommen, dass sich das Stackfreed aus dem „Stopprad“, das nur als Stellung diente, entwickelt hat. Erst später wurden Kurvenscheibe und Stackfreed-Feder/Rolle angebracht. (Bei allen analysierten Uhren mit keil- oder blattförmigen Kurvenscheiben endet die Stackfreed-Feder nicht in einer Rolle sondern, in einem starren „Fuß“. Dieser Umstand findet in der Fachliteratur aber keine weitere Beachtung. Im Weiteren ist, wenn vom Stackfreed die Rede, immer das in Abb. 1 dargestellte Stackfreed mit Rolle gemeint.) Ein durch Reibung erzeugtes Reibungsmoment ist einer Bewegung oder einer Bewegungstendenz immer entgegengesetzt: Es hemmt. Dagegen kann das durch das Zusammenspiel von Stackfreed-Feder/Rolle und Kurvenscheibe bewirkte Drehmoment sowohl hemmend als auch unterstützend wirken. Abb. 3: DrehmomentDie Darstellung verdeutlicht, in welche Richtung sich ein drehbar gelagerter Körper zu drehen versucht, wenn auf ihn die Kraft K einwirkt. (Auf diesem Prinzip basiert u. a. das Nullstellen von Chronographenzeigern mittels Herzscheibe und -hebel.) Für das Stackfreed heißt das:
Kurvenscheiben können demnach so geformt sei, dass sie abschnittsweise ein positives oder ein negatives Drehmoment erzeugen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die verschiedenen Typen von Kurvenformen erheblich, insbesondere fallen die keil- und blattförmigen Kurvenscheiben aus dem Rahmen. Berücksichtigt man nur den Teil der Kontur der Kurvenscheibe, der beim Ablauf tatsächlich genutzt wird, dann ergibt sich ein anderes Bild. Der genutzte Teil einer Kurvenscheibe, die wirksame Kontur, ist immer ein mehr oder weniger großer Abschnitt von nieren- bzw. schneckenförmiger Ausprägung (s. Abb. 4). In Abb. 4 wurden die Kurvenscheiben des Typs K0 und K1 nicht berücksichtigt, da sie über den gesamten bzw. fast gesamten Ablauf offensichtlich nur ein konstantes Reibungsmoment erzeugen, also nicht oder kaum zum Drehmomentausgleich beitragen können. Diese Typen fanden auch selten Verwendung (s. Abb. 2). Abb. 4: Wirksame Kontur Bei den Kurvenscheiben vom Typ Ta, T und B kann ein großer Teil der Kontur aus konstruktiven Gründen nicht genutzt werden, er bleibt unwirksam. Das Stackfreed-Rad besitzt dementsprechend auch mehr nicht ausgeschnittene Zähne. Nuttall (How did the Stackfreed really work?, Horological Journal - May 1997, S. 154 ff.) hat als Erster das Stackfreed einer eingehenden mathematischen Analyse unterzogen. Im Vorhandensein einer Rolle (Stackfreeds mit „Fuß“ werden nicht betrachtet) sieht Nuttall ein Indiz dafür, dass die Funktion des Stackfreeds nicht auf Reibung beruht. Mit der Rolle soll Reibung reduziert und nicht induziert werden; das Drehmoment und nicht das Reibungsmoment soll den Ausgleich bewirken. Nachfolgend eine Zusammenfassung von Nuttalls Überlegungen und die wichtigsten Ergebnisse. Er geht dabei von folgenden Annahmen aus:
Daraus leitet Nuttal die Formeln (r: Radiusvektor, q: Winkel zwischen r und rmax) zur Berechnung der Form der Kurvenscheibe und zur Bestimmung der Konstanten k bzw. c ab.
und
Nuttall gibt zwei Beispiele zur Ermittlung von Kurvenscheiben an. Setzt man qmax = 360°, dann ergibt sich für 0° <= q <= 360° der schneckenförmige Kurventyp S2 und für qmax = 180° sowie -180° <= q <= +180° der nierenförmige Kurventyp N2 (s. Abb. 5). Abb. 5: Schnecken- und nierenförmige KurvenformenBeide Kurvenscheiben bewirken einen linearen Drehmomentverlauf. Bei ansonsten gleichen Parametern k und rmax ist der von Nieren erheblich „steiler“. Schnecken unterstützen immer, Nieren hemmen während der ersten und unterstützen während der zweiten Hälfte des Ablaufs. Durch Variation der Anfangs- und Endwerte von q lassen sich aus Gleichung (1) weitere Kurven ableiten, beispielsweise auch solche, mit denen die wirksame Kontur der Kurvenscheiben aus Abb. 4 nachgebildet werden kann. Die Anpassung des Stackfreeds an ein gegebenes Zugfederdrehmoment lässt sich auf vielfältige Art und Weise erreichen: Durch die Wahl der Kurvenform sowie durch Festlegung einer geeigneten Kombination von rmax und k. Nuttalls Lösungsansatz wurde, insbesondere wegen der Annahme Reibung könne vernachlässigt werden, kritisiert. Die Ähnlichkeit der tatsächlich vorkommenden und theoretisch ableitbaren Kurvenformen ist aber so verblüffend, dass man annehmen sollte, dass Entsprechendes auch für den Drehmomentausgleich gilt. Mit Hilfe eines simplen Labormodells wurde untersucht, welches G-Moment (= Summe aus Reibungs- und Drehmoment) von einer nach Nuttal berechnete nieren- bzw. schneckenförmige Kurvenscheibe erzeugt wird. Der ermittelte G-Momentverlauf für die in Abb. 5 dargestellten Kurvenscheiben sowie für die Federraten von 800 g/cm bzw. von 1800 g/cm der Strackfreed-Feder war jeweils annähernd linear steigend, also prinzipiell geeignet, den linear fallenden Drehmomentverlauf der Zugfeder zu verbessern oder auszugleichen. Der Verlauf weist allerdings Schwankungen auf, die Reibungsmomenten zuzuschreiben sind. Diese Reibungsmomente führen auch dazu, dass der gemessene G-Momentverlauf vom nach Nuttall berechneten Drehmomentverlauf abweicht. Abb. 6: Berechnet/gemessen Auch wenn man die mit sehr einfachen Mitteln gewonnenen quantitativen Messdaten als ziemlich ungenau annimmt, zeigt der Vergleich, dass Nuttalls Näherungslösung, die von Drehmomenteffekten ausgeht, die charakteristischen Eigenschaften des Stackfreeds erstaunlich gut modelliert.
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