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Restaurieren von Bergisch-Westfälischen Standuhrwerken
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Ian D. Fowler


Quelle:

Fowler, Ian D.

Restaurieren von Bergisch-Westfälischen Standuhrwerken
Skript für einen Vortrag mit Dias für den Kölner Uhrenkreis der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e.V., das Ian Fowler freundlicherweise der UhrenH@nse zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat. Ein herzliches Dankeschön an Ian !

Köln, 10/1998

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Vorbemerkung

Thema läßt sich nicht innerhalb einer halben Stunde ausführlich behandeln. Beruf des Restaurators bzw. Metallrestaurators / Beruf des Uhrmachers. Grundvoraussetzungen, Grundkenntnisse. Kein Dogmatismus. Theorie ------ Praxis --------Erfahrungen. Einige Richtlinien ansprechen.

Zitat von Bassermann-Jordan

Alte Uhren haben ihren Dienst getan wie alte Menschen. Man lasse sie darum in Ruhe und belästige Uhrmacher und Ärtze möglichst wenig mehr mit ihnen, denn es ist selten zum Nutzen der Patienten und nie zur Freude der Behandelnden. Nur große Standuhren, soweit sie nicht noch Spindelgang haben, lasse man allenfalls wieder in Gang setzen, wenn dies ohne Erneuerungen und Umarbeit möglich ist.1920.

Er hat allerdings nie allgemeine Zustimmung gefunden.

seine Einschränkung für Bodenstanduhren

Gültigkeit heute?

Leider die Politik besonders in deutschen Museen, vielleicht sogar im Gegensatz zu England oder Holland oder in Technikmuseen oder ausgesprochen spezialisierten Uhrenmuseen, wo dem Publikum einige funktionierenden Uhren mindestens aus pädagogischen Gründen geboten werden muss. Von vielen Sammlern wird das Funktionieren der Uhr grundsätzlich verlangt. Also Polarisierung der Meinungen:- einerseits B-J sowie alte Museumspolitik, anderseits Sammler/Händler und Besitzer von alten Uhren, die noch im Dienst sind (Siegerland, vgl. England). Die Erfahrung zeigt jedoch, dass eine funktionsfähige Uhr als Gebrauchsgegenstand - natürlich mit entsprechender Pflege- die Zeit besser überdauert als eine Uhr, die ungeschätz/ unbeachtet abgestellt wird, es sei auf dem Speicher oder in einem Museumsdepot. Solche Uhren besonders b-w, die aus mehreren Einzelteilen bestehen (Kopf, Pendelkasten, Gewichte, Pendel usw.) lösen sich allmählich auf..........

Nicht mal konservatorische Maßnahmen an Uhrwerken in normalen Museen wurden vorgenommen. Einstellung von Kunsthistoriker zu "kunstgewerblichen Dingen".

Kein Dogmatismus. Wie bei allen anderen Gegenständen soll nach einer Untersuchung eine Aufstellung des Zustands des einzelnen Objektes erstellt werden und dann entschieden, wie man weiter verfährt. Mindestens eine Konservierung gegen allgemeinen Verfall; Rost, Korrosion usw. s. unten.

Zurück zu bergisch- westfälischen Bodenstanduhren (ich verwende absichtlich dieser Terminus nur in der Mehrzahl nie im Singular!). Vorteil von gewichtsgetriebene Uhren im Gegensatz zu federgetriebenen Uhren. Hier wird vorausgesetzt --- Gewichtsuhren.

Bergische-westfälische Bodenstanduhren vorwiegend Gebrauchsgegenstände des Alltags, gehörten zum allgemeinen Hausrat, waren ständig im Betrieb. Kein anderer mechanischer Gegenstand wurde und wird so beansprucht wie eine Uhr, andere Maschinen wurden nur periodisch betrieben. (Heute noch wird ein Auto regelmäßig gewartet, eine Uhr fast nur dann, wenn sie nicht mehr funktioniert.) Man kann diese b-w Uhren nicht zu Kunstobjekten erheben. Andere Kriterien gelten natürlich für historisch wichtige Uhren wie Harrison's Chronometer oder die Uhr von Philipp dem Guten oder Hahns Planetarien usw.

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Soll die Uhr laufen? Zuerst eine Schadensbilanz (Voraussetzung: das Werk wird total zerlegt)

1. Erhaltung des Werks;

a. Historischer Wert der Uhr; (Einzelstück? oder wiederkehrendes Beispiel, ...)

b. Zustand des Materials, Patina?,Korrosion z.T ungleichmäßig an Trieben usw.

c. Stabilität der Konstruktion: hält das Werk die Last der Gewichte (Stangenwerke oder Holzwerke),

d. Qualität der Verarbeitung, (Spies/Stahlschmidt gegenüber Wagner/Afholderbach)

e. Verbrauchsspuren, Verschleiß an Zapfen, Lagern, Trieben, Rädern usw. Mangels ungenügender Pflege, zu viel Öl, zu schwere Gewichte

f. ehemalige (Ver)reparaturen, verlötete sogar verklebte Stellen, Einbau von neuen Teilen (Uhren waren Gebrauchsgegenstände und hatten keinen Wert, wenn sie nicht funktionierten, und alle Mitteln wurden eingesetzt s.unten).

Wenn die Uhr nicht mehr brauchbar ist, sollte sie trotzdem total zerlegt, gereinigt und entsprechend konserviert werden denn der verschmutzte Zustand einschließlich alte, unbekannte, z.T. hydrostatische Fette begünstigen weitere Korrosion und den Verfall.

2. Bedingungen, damit man eine Uhr als Vorführobjekt gelegentlich (im Privatbesitz immer?) laufen lassen kann.

a. Uhrmachertechnische Voraussetzungen, die genauso für neue Uhren gültig sind, s. unten. In der Praxis müssen jedoch Kompromisse geschlossen werden aber die Bedingungen, unten denen die Uhren früher liefen, sind nicht dieselben wie heute.

b. Jedoch wollen wir konservatorisch-restauratorische Grundsätze beachten: Erhaltung alter Substanz, keine Veränderungen, nicht mal spätere Umbauten so weit diese nicht zu sehr unsachgemäß sind, außerdem erzählen oft spätere Eingriffe interessante Geschichten. Rekonstruktionen sind einerseits zu vermeiden, aber Austausch von einzelnen verdorbenen Teilen (Sperrklingen, -federn, Pendelfedern, eventuell sogar einzelnen Zahnrädern oder Trieben usw. s. unten) für Funktion nötig.

Also wieder Kompromisse? Vergleiche aus Denkmalschutz/ Architektur oder Möbelrestaurierung.

Hier ist der Restaurator-Uhrmacher/ Uhrmacher-Restaurator gefordert.

Zur Reinigung, Konservierung

totale Zerlegung des Uhrwerks,

vorläufige Untersuchung der Teile,

Schmutz und Korrosion, besonders bei b-w. Uhren mit Eisenplatinen bzw. Stangenwerke, (prismatische Bauweise), Holzteile (Aufzugswalzen) müssen gesondert behandelt werden,

Vorreinigung, loser Straub usw. abbürsten, in organischem Lösungsmittel, um alte Ölreste zu entfernen;

Öl:- ewige Problematik der Uhrmacherei s. unten, zuerst als alte Reste an den zu reinigenden Teile, Verharzungen, Säurebildung im Öl (Lösung von Kupfer aus dem Messing im Öl = blau/grüne Färbungen um Lager), häufige unsachgemäße Überölung auch an Trieben, Zahnrädern, die nach heutigen Kenntnissen trocken bzw. vollkommen ungeölt bleiben sollen. Deshalb wird traditionell die fast klinische Reinigung von Uhrwerken vorgeschrieben - oft zum Mißfallen des Restaurators - damit alle spätere Öle nicht kontaminiert werden.

diese alten säurehaltigen Ölreste sollen grundsätzlich entfernt werden denn sie haben alle mögliche Substanzen angesammelt und verursachen möglicherweise weitere korrodierende Vorgänge unabhängig von jetztigen Lagerungsbedingungen/Feuchtigkeit usw. und machen zukünftige Ölungen sinnlos, die für das einwandfreie Funktonieren einer Uhr nötig sind.

klassische Fettöle sind katalytisch anfällig / Verseifung

Zusammenbruch des Ölsystems mit den anfallenden Schäden bleibt die Hauptursache für das Versagen des Uhrwerks;-

Zapfen,Lager,und dadurch veränderte Eingriffe mit resultierenden Schäden,Fehler in der Hemmung, anfallende (Ver)reparaturen,Behebung diese Fehler s. unten.

Rost: umstritten, Flugrost kann mechanisch im Rahmen der Reinigung entfernt werden,

nicht zu empfehlen ist das Abschmirgeln und Abkratzen von Rost besonders an Trieben usw., wo die Abnahme von Material (sowieso unerwünscht) außerdem die Geometrie von mechanischen Teilen entstellt,

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zu verwerfen ist die brutale Abbürstung von Rost mit rotierenden Metallbürsten, die im schlimmsten Falle sogar zu einem Fließen des Metalls - besonders bei Messing -kommen kann, und die Risse und Poren im Metal mit eingeschlossenem Rost zudrückt, irgendwann blüht der Rost wieder aus,

deshalb bei etwas schlimmeren Fällen ist die elektrolytische Entrostung zu empfehlen, die zwar unter Metallrestauratoren (besonders im archäologischen Bereich) nicht so beliebt ist,

Vorteile:- Entrostung von feinen Rissen und Spalten, so zu sagen Entrostung von innen,

sauberer einfacher Vorgang. Endprodukt der Entrostung auf dem Eisen ist das schwarze Magnetit, das auch einen gewissen Rostschutz anbietet. Spätere Konservierung mit Mikrokristallinwachs.

Hauptreinigung: leider noch am besten mit wässrigen ammoniakalischen Flüssigkeiten, die bekanntlich in konzentrierer Form Messing angreifen. Sie entfernen jedoch noch am besten Korrosionsprodukte, Ablagerungen von Kupfer durch säurehaltige Öle usw. nur sehr kurz - etwa 4 Minuten - mit Hilfe von weichen Handbürsten, wenn in Ultraschallbäder dann ohne Heizung. Besonders anfällig ist das gegossene poröse Messing in alten Uhren und Ammoniak verursacht Spannungsriß-, Kavitationskorrosion.

Anschließend müssen alle Teile in sauberen Wasser (mehrmals) und Isopropylalchohol gespült werden. Darüber hinaus müssen Lager mit Putzhölzern (sogar feine Stahlwolle bei gröberen Fällen) noch nachgearbeitet werden.

Diese radikalen Reinigungen sind erforderlich für Uhrwerke, die Jahrzehnte ungepflegt geblieben sind.

Als Routineüberholung für ein Uhrwerk, das regelmäßig jede 8-10 Jahre gewartet wird, ist die Arbeit wenig aufwendiger, angenommen dass das Öl nicht aus den Lagern gespreitet hat. Altes Öl kann mit Aceton ausgewaschen werden, sogar ohne die Patina an der Oberfläche der Platinen zu entfernen. Wenn möglich diese Oxidschicht an Messingplatinen erhalten bleiben denn sie ist eine Art Oberflächenschutz. Voraussetzung dass die Teile nicht mit Fingern angefaßt werden!? Dies gilt auch für neu gereinigte Teile, deren Oberflächen hochaktiv sind.

Die Reinigung von Werk b-w Standuhren bezieht sich nicht auf das Hochpolieren von Teilen sondern beschränkt sich auf das Entfernen von alten Ölresten, Korrosionsprodukten und altem Schmutz.

Behandlung von gereinigten Teilen: Mikrokristallinwachs, Messing nur wenn angefaßt (hier nicht der Fall) mit Paraloid. Alte Eisenkonservierungen/Schutz sind bekannt von Bion / Wiehl. Einfetten von Eisenteilen kann nicht hingenommen werden, weil dieses das Spreiten des Ölsystems Lager/Zapfen fördert.

Wenn das Werk nur gelegentlich funktionieren soll, sind mehrere Bedingungen zu erfüllen. Die wichtigsten beziehen sich auf das Ölsystem. Da nur die Lager-Zapfenverbindungen geölt werden, soll darauf hingewiesen werden.

Ein Uhrwerk läuft nicht in einer Ölwanne. Geölt werden die Zapfenlager und das Öl soll durch Oberflächenspannung und Kapillarität zwischen Zapfen und Lagern bleiben.

Selbstverständlich darf nur sehr sparsam geölt werden; zu viel Öl tropft einfach hinunter und der Lager wird schnell trocken. Die Kapillarität setzt eine sehr genau Passung zwischen Lager und Zapfen voraus. Deshalb werden die Zustände genaustens kontrolliert und - wenn nötig - verbessert. Zapfen sollten möglichst parallel laufen, keine eingelaufene Rillen vorweisen (letzte resultieren durch Abreibungskorrosion nach dem Zusammenbruch eines ehemaligen Ölsystems, schlimmstenfalls nutzt sich der Zapfen ganz ab, fallt aus dem Eingriff und Schäden zwischen Trieb und Rad entstehen unweigerlich) und so hoch poliert werden wie möglich (uhrmachertechnische Arbeit).

Wenn der Zapfen von Materialstärke her sich nicht mehr bearbeiten läßt, wird ein neuer Zapfen in der Welle eingebohrt (Präzisionsarbeit mit entsprechender Ausrüstung). Der Zapfen muss stark genug sein, um den entsprechenden Druck auszuhalten. Solche Zustände werden außerdem durch zu schwere (sogar originale) Gewichte begünstigt. Bei einer Uhr mit regelmäßiger Pflege fallen solche Arbeiten kaum an. D.h. der Anfang davon wird schon frühzeitig erkannt.

Genauso anfällig für Reibungskorrosion sind die Zapfenlager, bei b-w Uhren fast ausschließlich aus Messing (sowieso in Messingplatinen oder Messinglager in Eisen).

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Sie weichen oft den Lagerdruck aus und werden eierfömig. Die Ölhaltung wird natürlich beeinträchtig aber die Position der Welle wird verschoben. Neue Lagerbüchsen aus Messing werden eingesetzt, möglichst unsichtbar, d.h. passende Platinenhöhe usw.

Zu verwerfen ist die alte Praxis, die Lagerlöcher durch Punzenschlägen zu verengen.

Wenn Uhren über 100 Jahre gelaufen sind und öfter repariert wurden, sind oft neu Lager eingesetzt worden und es kommt vor,dass die Position eines Lagers so zu sagenwandert. Dadurch stimmt der Eingriff zwischen Rad und Trieb mögerlicherweise nicht mehr. Dieser Zustand soll mit einem Eingriffszirkel nachkontrolliert werden und die Position des Lagers neu bestimmt werden.

Bei primitiveren b-w Uhren muss man sich in der Praxis mit größeren Lager/ Zapfentoleranzen genügen als theoretisch wünschenwert:-

grobe Verzahnungen brauchen mehr Lagerspiel, um Ungenauigkeiten im Räderwerk auszugleichen,

bei bergischen Stangenwerken werden die Lagerbänder unten eingesteckt und zuerst diagonal in Position gerückt, nur genügend Spiel in den Lagern läßt diesen Vorgang verwirklichen,

manchmal sind die Lager in den Platinen oder Lagerbändern nicht senkrecht parallel gegenüber.

In der modernen Uhrmacherei verwendet man Ölsenkungen, um die Ölhaltung zu verbessern. Sie kommen bei b-w Uhren kaum vor (evt. bei besseren Uhren von Winkel/Elberfeld, oder bei Spies/ Siegen, Stahlschmidt). Sollen sie bei alten Uhren nachträglich gemacht werden? Überrestaurierung?

Wahl des Öls ist eine Wissenschaft für sich und es gibt viele Meinungen. Synthetische Öle haben gewisse Vorteile:

sehr geringe Alterungsrate,

geringere Verdampfungsrate,

bleibt dünnflüssig,

keine Säurebildung.

Jedoch bei regelmäßigen Wartungsintervallen haben sich gute klassische Öle bewährt.

Die Zahnräder und Triebe sollen nicht geölt werden. Im optimalen Fall sollen die Triebzähne poliert sein, um die Gleitreibung zu minimieren. Öl an diesen Stellen würde Staub sammeln und verbunden mit dem eigenen Alterungsprozeß sich zu einem Schleifmittel bilden, das Triebzähne und im kleineren Maße Radzähne abnutzt. Dieser (theoretisch) langsame Prozeß läßt sich bedingt durch mangelhafte Wartung und z.T. primitive Bauweise bei b-w Uhren vor Augen führen. Wenn der Prozeß bei den meisten Eingriffen zu weit fortgeschritten ist, soll wahrhaftig überlegt werden, ob das Werk restauriert oder konserviert werden sollte! Früher wurden die Lager verschoben oder sogar die Räder gewölbt, damit eine andere Eingriffstelle an dem meistens genügend breiten Trieb zustande kam. Im Zweifelsfall sollen die Eingriffe mit einem Eingriffszirkel kontrolliert werden s. oben. Die Verzahnung dieser ländlichen Uhren wurde vermutlich von dem Uhrmacher von anderen übernommen oder meist empirisch entwickelt; je nachdem was er für Werkzeuge (Fräser, Feilen, Teilapparat) zur Verfügung hatte. Deshalb sind die Reibungsverhältnisse bedingt durch Eingriffsfehler manchmal schlecht.

Die Gewichte der 8-Tage Uhren sind (zu) schwer, 6kg. ist nicht ungewöhnlich. Sehr viele Uhren laufen in überholtem Zustand mit wesentlich weniger Antriebsgewicht. Soll man die originalen Gewichte verändern? Lieber nicht. Vielleicht leichtere verwenden. Gerade wegen der schweren Gewichte sollte der Zustand der Sperre kontrolliert werden. Schwachpunkt! Umlenkrollen. Neue Darmsaiten (keiner kann mich überzeugen, dass seine Uhr die originalen Darmsaiten oder Hanfschnüre von 1790 noch hat!). Darmsaiten sind vorzuziehen aber sind problematischer beim Transport. Aufzugsschlüssel/Kurbel müssen genau passen. Alte ausgeleierte sollen aufgehoben werden aber für den Gebrauch soll ein neuer passender/ passend gemachter verwendet werden, sonst wird der Aufzugsvierkant rund.

Das Herz der Uhr ist die Hemmung. Bei den b-w Uhren beschränken wir uns auf die rückführende Ankerhemmung nach Clement. Sie ist einfach in der Herstellung aber der Eingriff von Anker und Ankerrad muss optimal sein, wenn die Uhr zuverlässig laufen soll. Die Hebeflächen des Ankers werden stark beansprucht besonders bei mangelhafter Pflege. Abnutzung an dieser Stelle ist durch ein hartes, teils unregelmäßiges Ticken zu erkennen. Genau wie bei den Lagern wurden die Hebeflächen im Laufe der Zeit oft nachgearbeitet mit unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal wurde der Anker neu verformt oder ersetzt. Eine alt bewährte, zum Teil umstrittene Methode, die Hebeflächen wieder aufzubauen, wird vom Restaurator bevorzugt. Kleine gehärtete Stahlstreifen werden mit Zinnlot auf die vorher präparierten Hebeflächen gelötet. Auf diese Weise bleibt die originale Form des Ankers eher erhalten (bzw. auf die richtige Geometrie korrigiert) und in der Zukunft können diese Streifen im falle von erneuertem Verschleiß wieder ausgetauscht werden. Im Sinne des Restaurators eine reversible Reparatur. Im allgemeinen wird die Verwendung von Weichlot in der Reparatur von Uhren vermieden, wobei es in der Herstellung angewandt wurde.

Alle b-w Bodenstanduhren hatten ein Schlagwerk, meistens Stundenschlagwerk mit Rechensystem, damit die vergangene Stunde nachts repetiert/ abgerufen werden konnte. Das Prinzip des Rechenschlagwerks bleibt gleich aber die einzelnen Ausführungen im b-w Bereich sind vielfältig. Manche können gewisse Regionen sogar Herstellern zugeschrieben werden. (Schröder/Ödingen). Dasselbe gilt für das Räderwerk wie oben beim Gehwerk (Lager/ Zapfen usw.). Die Komponente des Rechenschlagwerks sollen für Verschleiß und Veränderungen nachgeprüft werden. Der Schöpfer ist oft abgenutzt und transportiert den Rechen nicht weit genug und die uhr schlägt ewig. Problematisch bei den typischen bergischen Werken mit innen verzahntem, nach unten fallendem Rechen ist die lange dünn geschmiedete als Rechenklinke fungierende Blattfeder. Diese gibt leicht nach oder wird durch Unwissenheit verbogen.

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Rekonstruktionen?????

Bei einer sehr robusten gut erhaltenen Uhr sind bei einer Achse 2 Zähne von Trieb weggebrochen. Soll die Uhr repariert werden. Neuen Trieb herstellen. Ganze Achse? Alte Zähne abdrehen, wenn am Ende der Achse, bei 6 Zähnen ist der Kern sehr dünn?????????????.

Zahnräder? Ganz neu. Randall fräst nur einen neuen Zahnkranz.

Zusammenfassung

Ob eine Bodenstanduhr noch laufen soll, hängt von der einzelnen Uhr ab. Es wäre etwas beschränkt dogmatische Standpunkte zu vertreten: "eine Uhr muss laufen" oder nach B-J "eine alte Uhr hat ihren Dienst getan und sollte in Ruhe gelassen werden". Zuerst muss die Uhr untersucht und eine Schadensbilanz erstellt werden. Oben wurden die wichtigsten Punkte für b-w Uhren angesprochen etwas allgemeine Vernunft gehört auch dazu.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Uhren problemlos immer gelaufen sind. Ich bin seit 20 Jahren im Raum Freudenberg tätig und betreue viele alte Bodenstanduhren im (einfachen) Privatbesitz, die als Gebrauchsgegenstände wohl immer benutzt wurden. Wenn dies nicht der Fall wäre, hätte man sie vor hundert Jahren längst ausgemustert. Das Bewußtsein für altes Zeug allein wegen seines Altertumswerts oder seine Ästhetik (was weiß bei vielen diesen bäuerlichen Uhren mit bestem Willen nicht zutrifft) ist unter der ländlichen Bewölkerung lange nach dem 2. Weltkrieg erweckt. Es musste noch brauchbar sein; sonst wurde es entfernt oder modernisiert, z. B. mit einem Schwarzwaldwerk. Gerade bei vielen diesen Uhren ist es bekannt, dass sie von 2 - anscheinend guten- Uhrmachern regelmäßig gewartet wurden. (s. Buch von Klein). Klein hat seinen Namen mit Reparaturdatum auf der Werksplatine immer eingekratzt (ich möchte diese Angewohnheit hier empfehlen), sein Stiefsohn und sein Sohn auch. Manche Uhren weisen regelrechte Listen von Reparaturen in Abständen von 3 bis 12 Jahre vor. Es sei bemerkt, dass diese Uhren gerade von Stahlschmidt allerdings an dem besseren Ende der Qualitätsspektrum liegen: dicke Platinen (meistens Messing), feinere Verzahnung, seitlich fallender Rechen usw. Eine St. Uhr irrte sich durch Vererbung nach Hilchenbach (etwa 30 km. weiter). Der nette Besitzer lud mich diesen Sommer ein, die Uhr anzusehen. Sie ist original und mit 1825 datiert. Sie funktioniert einwandfrei und der Besitzer, ein Physiker, war darauf sehr stolz, dass er die Úhr auf eine Genauigkeit von etwa 15 Sekunden in der Woche einreguliert hatte. Das war für mich nichts Besonderes, meine eigene Stahlschmidt Uhr - jedoch etwas neuer 1837- läuft noch genauer - etwa 7 Sekunden in der Winterzeit. Er bat mich seine Uhr zu reinigen, zum ersten Mal, seitdem sie bei ihm steht also in 40 Jahren. Ich war etwas konsterniert aber bei der Zerlegung konnte keine wesentliche Schäden feststellen - nicht mal am Anker. Glückssache???

Literatur

  • P.B.Willis: Conservation of Clocks & Watches, British Horological Institut, GB.Upton, 1995.
  • Jonathan Betts (Greenwich), Cleaning and Lubrication
  • Anthony Randall, Conservation of Mechanism
  • W.Gladis: Alte Uhren fachgerecht restaurieren, Alte Uhren, Callwey München, 4/1984
  • W.Lympius: Die elektrolytische Entrostung, Schriften Freunde alter Uhren, 1976
  • W.Lympius: Leserbrief zu Entrostung, Alte Uhren, Callwey München, 2/1984
  • Jahn: Leserbrief zu Rostentfernung, Alte Uhren, Callwey München, 2/1984
  • W.Lympius: Gedanken zur Restaurierung alter Uhren, Schriften Freunde alter Uhren, 1976
  • W.Lympius: Der Zustandsmängel bei alten Uhren, Leserbrief, Alte Uhren, Callwey München, 1/1986
  • W. Lympius: Ölhaltung bei antiken Uhren I & II, Uhren, Callwey München, 1994/ 4&5.
  • L. Penman: The Clock Repairer's Handbook, GB Newton Abbot, 1992, Chapter 11, Lubrication and Friction.

 

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