- Beim Ölen von Uhrwerken gibt es eine Reihe von Dingen zu
beachten, die wir im folgenden für Sie zusammengestellt haben. Mechanische Uhrwerke
werden vom Hersteller so geölt, dass sie unter normalen Bedingungen in den folgenden ca.
6 bis 7 Jahren keiner Wartung bedürfen.
- Öl vermischt mit Staub verhindert die einwandfreie
Kraftübertragung.
- Hängt eine Uhr jedoch in extremer Wärme, kann das Öl - je
nach Qualität - sich früher verflüchtigen, dick werden oder auch verharzen. Die Folge
sind Reibungsverluste in den Lagerstellen und ein schwergängiges Räderwerk, das
schließlich versagt. Äußerst nachteilig wirkt sich auch Staub aus, der sich mit dem Öl
vermischt. Er erzeugt eine schwarze Schmiere in den Lagern, die zu einer Schleifwirkung
führen kann. Ausgelaufene Lager und raue Wellenzapfen sind die Folgeschäden. Eine
einwandfreie Kraftübertragung ist dann nicht mehr gewährleistet.
- Lieber weniger als zuviel ölen.
- Intakte, saubere Lager lassen sich nachölen. Aber auch hier
können Probleme auftreten, z.B., wenn die Öle sich nicht miteinander vertragen. Zum
Ölen verwendet man heute übrigens meist nicht mehr Knochenöl, sondern synthetische Öle
- z.B. »Clock 859« - da sie universell einsetzbar und alterungsbeständiger sind.
- Beim Nachölen oder beim Ölen nach einer Reinigung des
Uhrwerks gilt der Grundsatz: »Lieber etwas weniger, als zuviel«. Dabei werden
grundsätzlich nur die Zapfen der Räder in der vorderen und hinteren Werkplatine geölt,
wozu das Uhrwerk aus dem Gehäuse genommen bzw. vom Zifferblatt abmontiert werden muss.
- Ölen nur wo Reibung entsteht.
- Geölt werden darf prinzipiell nur dort, wo Reibung
entsteht, also zunächst in den Platinenlagern. Das Öl muss punktgenau und präzise mit
einem Ölgeber dosiert an die Schmierstelle gebracht werden. In der Regel haben die
Platinenlager an der Außenseite Senkungen zur Aufnahme einer geringen Ölmenge. Ein
Zuviel an Schmierstoff ist schädlicher als zu wenig, denn sobald ein Tropfen von der
Ölstelle wegläuft, zieht er weiteres Öl nach. Ein »überöltes« Lager läuft also
schneller trocken!
- Vergisst man dagegen eine Stelle zu ölen, ist erhöhter
Verschleiß die Folge - oder aber das Uhrwerk funktioniert gar nicht.
- Die Zähne der Räder dürfen nicht geölt werden, denn Öl
zieht dort verstärkt Staub an, so dass die Verzahnung bald klemmen würde.
- Eine Ausnahme bildet das Gangrad - auch Steigrad genannt -,
in das der Anker eingreift. Die Ankerklauen bzw. die Zahnspitzen des Steigrads mit etwas
Öl oder Uhrenfett versehen. Dies bewirkt gleichzeitig eine Dämpfung des
»Tick«-Geräuschs. Auch die Zugfedern benötigen eine Ölschmierung.
- Etwas Öl oder Fett sollte auch die Ankergabel bekommen, um
die Reibung an der dort geführten Pendelverlängerung bzw. am Pendelstab zu verhindern
(bewirkt ebenfalls eine Dämpfung des Ganggeräuschs).
- Bei Schwarzwalduhren auch die Reibungspunkte an der
Pendelaufhängung, der sogenannten »Schaukel«, ölen.
- Wichtig: Quarzuhrwerke brauchen kein Öl. Jeder Versuch sie
zu ölen ist schädlich.
- Nachölen älterer, mechanischer Werke ist - wie erwähnt -
nur dann sinnvoll, wenn alle Lagerstellen sauber erscheinen. Wenn die Lager jedoch
Schmutzansammlungen aufweisen, ist es unumgänglich, zuerst das Werk zu reinigen. Dabei
bitte zuvor prüfen, ob alle Lagerstellen noch in einwandfreiem, d. h. nicht eirund
ausgelaufenen Zustand sind. Im letzteren Fall müssen die technischen Voraussetzungen
vorhanden sein, verschlissene Lager auszubuchsen, d. h., in die Platinen neue Messinglager
einzusetzen. Dafür gibt es Spezial-Pressstöcke (s. a. SELVA-Katalog). Bei geringen
Schäden können die zu großen Zapfenlöcher behelfshalber auch durch Beitreiben von
Material mit einer speziell geformten Punze verkleinert werden (wird nur bei einfachen
Werken gemacht, ist verpönt bei guten Werken). Hier ist evtl. die Hilfe eines Fachmanns
erforderlich.
- Wenn die allgemeine Verschmutzung eines Uhrwerks nicht allzu
groß ist und die Lager noch einigermaßen in Ordnung sind, kann man mit einem
Feinreiniger aus der Sprühdose eine wirksame Kurzreinigung vornehmen. Dabei sollte mit
dem Sprühmittel nicht gespart werden. Bitte unbedingt darauf achten, dass das Mittel
nicht in die Federhäuser läuft. Der Feinreiniger trocknet von selbst. Schmutzreste auf
den Platinen sollten abgewischt werden.
- Nach der Behandlung mit Feinreiniger, das Uhrwerk - wie zu
Anfang beschrieben - am besten mit dem synthetischen Öl »Clock 859« ölen. Bei zu
starker Verschmutzung eines Uhrwerks bleibt nur eine Generalreinigung. Dazu aber muss das
Uhrwerk auseinandergenommen werden.
Herausgeber:
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