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Hipp - Chronoskop - chronoscope - cronoscopio - Neuchâtel
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Thomas Schraven Krefeld 2001


Eine Spurensuche im Internet

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Jürgen bat mich vor einiger Zeit mal wieder einen neuen Artikel über Elektrische Uhren für die UhrenH@nse zu verfassen.

Eigentlich war geplant, erste Ergebnisse meiner aktuellen Datensuche zum Chronoskop von M. Hipp zu publizieren. Da diese Recherche noch nicht abgeschlossen ist, möchte ich stattdessen hier über meine Datensuche im Internet berichten. Zum ersten Mal habe ich versucht auf elektronischen Wege technische und historische Daten zu finden und möglicherweise sind diese persönlichen Erfahrungen auch für andere Uhrenfreunde von Interesse.

Und so fing alles an:
Bekannt war, dass Chronoskope
Bild zum Vergrößern bitte anklickenelektromechanische Zeitmesser sind, welche die Messung von Bruchteilen der Sekunde erlauben. Entgegen allen Erwartungen wurde mir ein solches Gerät aus der Produktion von M. Hipp in Neuchatel angeboten und Ende 1999 habe ich dieses seltene Präzisionskurzzeitmessgerät dann erworben. Wenig später fiel die persönliche Entscheidung die historische und technische Entwicklung des Hipp‘schen Chronoskopes genauer zu erforschen. Wer mich kennt weiß, dass eigentlich jede Neuerwerbung diesen Informationsfindungsprozess automatisch aktiviert.

Die Datensuche begann wie immer im hauseigenen Archiv, gefunden wurden nur wenige Zitate in den Fachbüchern der elektrischen Uhrmacherei. Von der Existenz weiterer Chronoskope wusste ich damals auch nur wenig und bekannt waren lediglich die Standorte Furtwangen, München, London und Le Locle. Diese spärlichen Informationen reichten für eine historische Erforschung aber nicht aus.

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Chronoskop signiert E. Zimmermann Leipzig-Berlin

Wer kennt solch ein Instrument?


Mir kam dann die Idee auch mal eine Suche im Internet zu starten, allerdings ohne viel Hoffnung auf Erfolg. Man soll aber nichts unversucht lassen und es bestand die Möglichkeit, im elektronischen Informationsdschungel des World Wide Web doch etwas zu diesem exotischen Kurzzeitmesser zu finden. Damals war mir nur die Suchmaschine "Fireball" bekannt, die dann auf dem Bildschirm eine Liste mit Einträgen zum Suchwort "Chronoskop" erstellte. Nach grober Durchsicht der Kurzangaben blieben dann 3 Treffer übrig.

Der erste Hinweis war ein kurzer Artikel über den Wiederaufbau des Psychologischen Institutes der Universität Heidelberg nach dem Kriege. In diesem Bericht wird ein Hipp‘sches Chronoskop erwähnt. Sofort ausprobiert habe ich dann die Möglichkeit mit Hilfe der elektronischen Post (e-mail) einen direkten Kontakt herzustellen. Ein Brief wurde an das Institut in Heidelberg geschickt und postwendend kam eine Antwort von Prof. Joachim Funke. Herr Funke berichtete, dass das Heidelberger Chronoskop nun in Passau, am Institut für Geschichte der Psychologie aufbewahrt werde. Während seiner Ausbildung war Prof. Funke am Psychologischen Institut der Universität Bonn tätig und für die wissenschaftlichen Geräte verantwortlich. Zu betreuen war damals auch ein Chronoskop. So ergab sich ein neuer Kontakt und Herr Dr. Edgar Erdfelder vom Psychologie Institut in Bonn meldete sich bei mir und erstellte eine Internetseite mit Bildern des Bonner Chronoskopes im Internet.

Die zweite Internetspur führte mich nach Amerika wieder zu einem Psychologieinstitut, diesmal an der Montclair University Auf der Internetseite der Universität sind detaillierte Angaben zu einem Chronoskop von Peyer, Favarger & Cie/Neuchate zu finden. Weiterhin gab es viele andere historische Angaben zur experimentellen Psychologie der Jahrhundertwende. Bits und Bytes wurden nach Amerika geschickt und kurze Zeit später meldete sich Prof. Tom Perera bei mir. Tom gratulierte zu meinem Vorhaben und gab viele Hinweise zur Geschichte des Chronoskopes und zu weiteren bekannten Standorten anderer Chronoskope in Passau, Prag, Belgrad und Regensburg.

Der dritte gefundene Eintrag zeigt in Wort und Bild ebenfalls ein Chronoskop von Peyer, Favarger & Cie. Dieses Instrument ist zu finden am psychologischen Institut der Universität Toronto.

Dies waren die ersten Erfolge. Etwas erstaunt war ich über meine aktuelle Entdeckung, die Verbindung des Hipp‘schen Chronoskopes mit der Psychologie. Als Ingenieur und Uhrenfreund hatte ich nie einen direkten Bezug zu dieser Wissenschaft und über die alten Instrumente der Psychologie wusste ich noch weniger. Nachdem die Mitarbeiter der psychologischen Institute den Fremdling so freundlich in ihrem Reihen aufgenommen hatten und auch vermittelten, dass ich ein äußerst interessantes Projekt bearbeite, konnte es los gehen.

Alle gefundenen Spuren wurden konsequent weiterverfolgt und im Laufe der Zeit verzweigte sich die Datensuche wie ein Spinnennetz. Jederzeit hatte man ein offenes Ohr für mein Anliegen und stellte mir bereitwillig die gesuchten Informationen zur Verfügung. Es wurden digitale Bilder verschickt, alte Dokumente kopiert und viel elektronisch diskutiert. Mitgeteilt wurden auch viele weitere Standorte dieser Instrumente. Für diesen Zweck ist der Datentransport mit Hilfe der elektronischen Post ein phantastisches Hilfsmittel.

Parallel dazu wurden auch andere, eher traditionell anmutende Wege eingeschlagen. Ein Kontakt zum Science Museum in London wurde mit Hilfe der Electrical Horological Group hergestellt und ich erhielt Bilder und Informationen von 2 wunderschönen Chronoskopen in der Sammlung.

Da viele der gefundenen Spuren nach Passau führten, habe ich mich im Frühjahr 2000 in Bewegung gesetzt und Prof. Horst Gundlach am Institut für Geschichte der Psychologie besucht. In Passau wurde ich sehr freundlich empfangen und wir verbrachten einen wunderschönen Nachmittag. Horst Gundlach war ebenfalls begeistert von meinem Vorhaben und unterstützt seitdem meine Datensuche mit allen verfügbaren Mitteln. Ausgestattet mit Bildern, Informationen und Kopien alter Dokumente habe ich dann gegen Abend das Institut verlassen. Das Institut in Passau beherbergt eine phantastische Sammlung alter psychologischer Geräte und auch 5 wunderschöne Chronoskope verschiedener Bauart !

Auf unserem 1. Markt für elektrische Uhren in Mannheim traf ich dann H.J. Kummer. Da Herr Kummer ebenfalls ein Chronoskop besitzt, war mein Projekt auch für ihn interessant. So hatte ich einen weiteren Mitstreiter und neuen Uhrenfreund gefunden. Unter den Besuchern des Marktes war auch ein Uhrmacher, der ebenfalls ein Chronoskop besaß.

Die Datensuche breitete sich immer weiter aus und Informationen der unterschiedlichsten Natur liefen ein und konnten ausgewertet werden. Anfragen wurden an Museen, Archive, Uhrenfreunde und öffentliche Institutionen verschickt. Immer wieder ergaben sich neue Ansatzpunkte für eine weitere Forschungstätigkeit.

Aber die Datensuche im Internet musste noch optimiert werden. Nachdem die ersten Schritte dieser Art eigentlich erfolgreich waren, konnte ich davon ausgehen, dass es im Internet noch mehr Informationen zu diesem speziellen Kurzzeitmesser geben muss! Zu beantworten war nur die Frage wie man diese findet.


 

Es bestand die Möglichkeit, entweder das Suchwort zu ändern, oder eine andere Suchmaschine auszuprobieren. Beides wurde dann auch ausprobiert. Verschiedene Suchmaschinen liefern jeweils einen gewissen Bestand identischer Einträge aber zusätzlich auch neue, unbekannte Ergebnisse. Benutzt man anstelle des Suchwortes "Chronoskop" verwandte Suchbegriffe wie "Hipp, Neuchatel, Chronograph, Kurzzeitmessung, elektrische Uhr...." so kann die Trefferquote nochmals gesteigert werden.

Um die Möglichkeiten der Suchmaschinen aber vollständig auszuschöpfen habe ich dann die Suche auch noch in anderen Sprachen durchgeführt. Zur Anwendung kamen dabei die bekannten Suchmaschinen. Die Ergebnisse waren umwerfend, in den unergründlichen Tiefen des Internet wurden noch mehrere bis dahin unbekannte Chronoskope gefunden und zusätzlich eine Vielzahl historischer Daten. Beispielsweise erzielte der Suchbegriff "cronoscopio" alleine 4 Treffer in Italien.

Ist eine Spur erst mal gefunden, so muss nur noch ein direkter Kontakt zu der/dem Unbekannten am anderen Ende der Leitung hergestellt werden. Dieser Weg führt in fast allen Fällen zum Erfolg, wenn man es versteht den Partner für das eigene Projekt zu begeistern und bereit ist ein gewisses Potential an Informationen abzugeben. Mehr als 95 % meiner Anfragen wurden beantwortet!

Schwierigkeiten gibt es manchmal bei unbekannten Sprachen, denn es ist nicht immer selbstverständlich, dass der unbekannte Partner am anderen Ende eine andere, als die eigene Muttersprache benutzt. In diesem Falle können aber Freunde weiterhelfen, welche die unbekannte Sprache sprechen.

Anmerkung: Hier helfen sehr gut für einen Erstkontakt die frei nutzbaren Internet-Übersetzer Altavista Babelfish und FreeTranslation.

Die im Internet gespeicherten Daten sind eine Fundgrube für jeden Forscher. Die Daten sind frei verfügbar und jeder kann sich nach Belieben bedienen. Ohne die fast unbegrenzten Möglichkeiten des Internet wäre diese Recherche überhaupt nicht möglich gewesen. Innerhalb eines Jahres wurden weltweit 66 Chronoskope der Bauart Hipp gefunden, etwa 65 % davon mit Hilfe des Internet oder durch e-mail Kontakte.

Seit langer Zeit beschäftige ich mich mit der historischen Entwicklung der elektrischen Uhr und habe auch schon mehrere Recherchen durchgeführt, aber noch nie bin ich auf so ein großes Interesse gestoßen. An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich allen danken, die mir Unterstützung gewährten und durch ihre uneigennützige Hilfe dazu beitrugen, diese Studie zu realisieren.

Alle Leser bitte ich um Mithilfe. Sind Ihnen weitere Einzelheiten zu Chronoskopen bekannt, so nehmen Sie bitte Kontakt zu mir auf:

Dr. Thomas Schraven
Nassauerring 346
D-47803 Krefeld

02151-560 982


Links:


Für weitere Informationen wende Dich bitte an : Dr. Thomas Schraven


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