Einleitung 
    Bilder zum
    Vergrößern bitte anklicken 
      
      Das kostbare Gut Zeit ist längst billigst zu
      haben: Kaum ein Discounter, der nicht regelmäßig mit
      Superpreisknüllern für das  Handgelenk aufwartet, modisch in Bicolor für
      die Dame oder für den Herren digitaltechnisch aufgerüstet mit Weltzeit,
      Kalender, Temperatur- und Biorhythmusanzeige sowie zwölf
      Stoppuhrfunktionen. Kreuzworträtselgewinnern winken weltallgesteuerte
      Funkuhren mit atomgenauer Weckzeitautomatik, neuen Zeitschriftenabonnenten
      chronographische Prämien mit Designeranspruch. Hinter Ziffernblättern
      oder Displays werkeln wacker die Batteriepillen, deren  Austausch nach
      einem Jahr zum Anlass genommen wird, zum nächsten  Supersonderpreisknüller
      zu greifen: Die Welt der  Zeitmesser wird vom Massenprodukt Uhr beherrscht,
      in Großserien hergestellt für den globalen Verkauf. 
      Die ganze Welt der Zeitmesser? Nein. Ein kleines, unbeugsames sächsisches Dorf
      leistet dem batteriegeladenen Zeitgeist Widerstand: Dort, wo der Prießnitzbach in die Müglitz mündet,
      liegt an Berghängen, nicht mehr fern der tschechischen Grenze, das legendäre
      Glashütte. Einst war der Ort bekannt für die “Hütte, die
      das glänzende Metall abbaut". Das ist allerdings 500 Jahre her, die
      Silbervorkommen sind längst erschöpft. Vor dreihundert Jahren wurde in
      Glashütte nur noch Stroh geflochten, und vielleicht wäre das noch heute
      so, hätten die Glashütter mit Hilfe der damaligen Staatsregierung und
      eines engagierten Uhrenmachers sich nicht auf eine zukunftsweisende
      Unternehmung eingelassen. 
      
     
      
      Die
      Uhrenindustrie in Glashütte 
      
       Wer etwas über Glashütte erfahren möchte, wird
      unweigerlich auf die Geschichte des Dresdner Uhrmacher 
		Ferdinand
      Adolph Lange stossen. Er war Lehrling des Hofuhrenmachers Friedrich
      Gutkaes und Schüler der Technischen Bildungsanstalt, einer Vorgängerin
      der heutigen Technischen Universität Dresden. Lange war in Paris sowie in
      der Schweiz tätig und hatte dort gesehen, wie die Herstellung
      hochwertiger Uhren in den armen Dörfern der Schweizer Jura der Bevölkerung
      zu Wohlstand verholfen hatte. Mit einer Fülle neuer Ideen kehrte er in
      die Kunstuhrenfabrik Gutkaes zurück, heiratete dessen Tochter Antonia und
      wurde Teilhaber und uhrmacherischer Motor im Betrieb des Schwiegervaters.
      Nach langen Verhandlungen mit dem königlich-sächsischen Ministerium des
      Innern kam ein Vertrag zustande, in dem sich Lange verpflichtete, 15
      Jugendliche aus Glashütte zu Uhrmachern auszubilden. Der Staat stellte
      einen rückzahlbaren Vorschuss von 7820 Talern bereit. Am 7. Dezember 1845
      eröffnete 
       
      Lange
      
       in Glashütte zuerst eine Lehrwerkstatt, um sein
      Stammpersonal für die zukünftige Uhrenmanufaktur auszubilden. Nach der
      Heranbildung einheimischer Uhrmacher gründete Lange ein eigenes Werk.
      Viele Spezialwerkstätten für die Steine-, Schrauben-, Räder-,
      Federhaus-, Unruh- und Zeigerherstellung folgten, und bald wandelten Hunderte
      von sicheren Arbeitsplätzen die Not des Dorfes.
      
      
        
       Das familieneigene Werk übernehmen nach dem Tod
      des Vaters die Söhne Richard und Emil, unter deren Regie wahre Kunstwerke
      der Zeitmessung in Form berühmter Taschenuhren mit Komplikationen wie
      Minutenrepetition, Doppelchronographie, Ewigen Kalendarium und
      Mondphasenanzeige entstehen. Der Ruhm des Ortes wächst, bald arbeitet die
      Glashütter, einst “Burschen aus rauhen Berufen", an hochwertigen
      Kompensationsunruhen für Observatorien und Marinechronometern. Mit der Gründung
      der Deutschen Uhrmacherschule im Jahr 1878 wird Glashütte endgültig zum
      internationalen Mekka des feinen Uhrenbaus. 
        
      
	 
    weiter  
      Für weitere Informationen wende Dich bitte  an :
      Marcus Angebauer
       
     
    
  |