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Uhrmacher
im 19. Jahrhundert in Jever
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Uhrmacher im 19. Jahrhundert in Jever |
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Anmerkung: Dieser Artikel von Heinz-Günter Vosgerau wurde im Oldenburger Jahrbuch 1998 Bd. 98 (Herausgeber: Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde e.V.) veröffentlicht und ist auch als Sonderdruck erschienen. Fragen und Informationen an/für den Autor Heinz-Günter Vosgerau.
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Einleitung In Jever, der alten Residenzstadt im Norden, waren seit langer Zeit Uhrmacher ansässig. Die ältesten erhaltenen Hinweise auf Uhren in Jever wie Rechnungen und andere Archivalien befinden sich im Niedersächsischen Staatsarchiv in Oldenburg und beziehen sich, wie in Oldenburg selber, auf die Stadtuhr, eine öffentliche Uhr also. Es handelt sich um die Ausgaben für die Unterhaltung der Turmuhr durch die Kirchenjuraten. Diese Kosten vergütete die Stadt wiederum der Kirche. Die älteste Rechnung [1] stammt aus dem Jahre 1614 und ist nur bruchstückhaft erhalten. Sie bietet den ältesten Hinweis auf eine öffentliche Uhr in unserem Raum. Turmuhren verbreiteten sich in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert. Stade besaß bereits 1377, Osnabrück 1383 Zeitmesser für die Allgemeinheit. Sie breiteten sich vom Mittelmeer in nördlicher Richtung aus. Nicht die Zeiger waren wichtig, sondern die Signale und Schläge der Glocken. Im Jahre 1627 stellt Meinhard Kleinschmidt eine Rechnung aus, in der bescheinigt wird, dass ein Geselle die Weiser in Gang gebracht. Gegeben anderthalb Thaler. Doch bereits am 7. September 1627 heißt es: Tönnies Uhrmacher vor die Uhr Klocke zu renovieren und etwas an der Uhr zu verbessern gegeben 1 Dahler 8 Sch.Uhren
und Uhrmacher in Jever Bilder zum Vergrößern bitte anklicken
Die
Nachnamen lassen häufig die Berufe
der Handwerker erkennen. Auch der erste
Uhrmacher in Oldenburg , der sich in den Archivalien findet, heißt Heinrich
Uhrmacher. Ein etwas rätselhaftes Dokument aus Jever soll nicht unerwähnt bleiben [2]. Es ist ein Fragment und trägt die Jahreszahl 1630, die von unbekannter Hand später eingefügt wurde. Dabei handelt es sich um eine "Gebrauchsanweisung" für eine kunstvolle Uhr. Diese besaß nach der Beschreibung einen " Viertel- und Stundenweiser ", Mondanzeige, Planetendarstellungen, Kalendarium, Viertelschlagwerk und Stundenschlagwerk. Stutzig macht, dass eine Unruhe erwähnt wird. Sollte es sich um eine tragbare Uhr gehandelt haben, so wäre sie durch die vielen zusätzlichen Anzeigen kaum in der Lage gewesen, richtig zu gehen. Spielereien dieser Art waren eigentlich im 18. Jahrhundert in Mode. C.W. Forstmann warnt in seinem Buch von 1779 [3] eindringlich vor Uhren dieser Art, wenn man sie als Zeitmesser benutzen wollte. War es aber eine Großuhr, dann muss es sich um eine Kunstuhr gehandelt haben. Im Jahre 1752 wurde der Nachlass des Uhrmachers Evers verkauft. Aus den noch vorhandenen Listen wird erkennbar, was in einer Werkstatt vorhanden war [4]. Eine große Anzahl von Uhrrädern legt den Schluss nahe, dass schon teilweise in Serie gearbeitet wurde. Als Käufer tritt unter anderem auch ein Uhrmacher Martens auf., der nicht in Jever ansässig ist. Der Wert von Uhren lässt sich an den erzielten Preisen auf freiwilligen Versteigerungen ablesen: So brachte eine Taschenuhr im Jahre 1780 8 Thaler, eine andere über 10 Thaler. Eine goldene Taschenuhr wechselte für 20 Thaler den Besitzer. Um 1800 wird in der Öffentlichkeit über die Differenzen der Stadtuhr geklagt. In Oldenburg waren die gleichen Klagen zu hören, was ein Licht auf die Unzuverlässigkeit der vorhandenen Turmuhren und die gestiegenen Ansprüche an ihre Genauigkeit wirft. Am 1. September 1800 übernimmt Uhrmacher Adam Bach das Aufziehen der Uhr. Der in Jever ansässige Uhrmacher Adam Bach preist seine Waren in einem Inserat am 12. März 1798 an und gibt uns dadurch Kenntnis von dem Angebot eines Fachmannes:
In der Ausgabe der "Wöchentl. Anzeigen und Nachrichten von Jever" vom 19. März 1798 wurde der Text noch einmal wiederholt, was üblich war. Dann finden sich in den Ausgaben der nächsten 18 Monate keine Anzeigen von Uhrmachern. Der Kaufmann Martin Onnen in Asel bietet im Juni frisische und englische Schlaguhren an. Die Englischen sind in zierlichen braunen Kasten mit vergoldeten Knöpfen, davon einige mit den Lauf des Mondes und dem Datum, andere die Fischerey und einige nur gehende Mühle mit doppelter Fischerey am Zifferblatt vorstellen.Die
zahlreichen Anzeigen, in denen das Zwangsversteigerungsgut der Vergantungen
aufgezählt wird, weisen nur höchst selten Uhren auf. Meistens handelt es
sich um ehemals wohlhabendere Besitzer wie einen
vermutlich ehemals reichen Bauern in Sengwarden, bei dem
Bei den vielen Versteigerungen des Jahres 1798, die ihre Ursache meistens in den Konkursen der ehemaligen Besitzer haben, kommen nur fünf Standuhren, neune Schlaguhren (Wanduhren), wovon drei ausdrücklich als friesisch bezeichnet werden, und zehn Taschenuhren unter den Hammer. Von den letzteren haben drei Stück ein Goldgehäuse. Der jeversche Uhrmacher Behntsen pflegte enge Geschäftsbeziehungen zu dem Goldschmied Altona in Groningen, der ihm Uhrenbestandteile und Werkzeuge lieferte. Eine Rechnung aus dem Jahre 1812 listete Artikel auf, die Behntsen in der Zeit von 1808 bis 1812 bezogen hat. Darunter waren u.a. englische Zeiger und französische Federn aufgeführt, ein Hinweis darauf, daß viele bereits Teile fertig bezogen wurden. Altona stammte vermutlich aus Jever, denn der Name war unter den Goldschmieden in Jever sehr verbreitet. Schon im Mai 1800 zieht der Goldschmidt Gabriel Altona zum Altenmarkt, was er in der Presse bekannt gibt. In einer "Liste der Wähler und Wählbaren zum Stadtrat" aus dem Jahre 1845 [7] sind H. Altona, Goldarbeiter O.H. Altona, Goldarbeiter und U. Altona, Goldarbeiter Wwe. aufgeführt. Aber auch die Uhrmacher Fölkers, Schwarzenbach und Staschen fehlen nicht. Die Uhrmacher waren nicht nur untereinander Konkurrenten, sondern auch Schiffer importierten Waren aller Art aus England und den Niederlanden. Den Verkauf tätigten sie oft selber. Davon kündet eine Anzeige vom 29. Februar 1798 in der Presse [8]. Der Schiffer Boolke Hergens hat aus Amsterdam die verschiedensten Sachen mitgebracht und bietet sie zum Verkauf an, zum Beispiel S chreibcomoden, Glaßschränke oder Buttelleyen, Stühle, verschiedene Eisenbalance, Halterketten, Wanduhren, englische Fayance und Porzellain, rothe Butter u.s.w. Auch ansässige Händler verkauften neben allerlei Gemischtwaren Uhren. Davon zeugt eine Anzeige vom 12. Februar 1798: Ich habe eine Parthey brabander rund und aufgestutzte Huthe nach der neuesten Mode erhalten wie auch Tafeluhren ganz neu von Facon und einige Figuren und Vasen von Wegwoud erhalten.[1]Niedersächsisches in Oldenburg (künftig StAO) Best.264-4 Nr. 10158. [2]StAO Best. 264 - 4 Nr. 4652. [3]Chr. Wilh. Forstmanns ausführlicher Unterricht von zeigenden und schlagenden Taschenuhren zur Käntniß und Ausbesserung aller vorkommenden Arten derselben. [4]Heinz - Günter Vosgerau ...rund um die Uhr. Die Kunst des Uhrmachers zwischen Weser uns Ems (Materialien & Studien zur Alltagsgeschichte und Volkskultur Niedersachsens Heft 26 und 27) [5]Freundliche Mitteilung von Uhrmachermeister Ihno Fleßner, Rastede. [6] Wie Anm. 5. [7]Jeverländische Nachrichten 1845. [8]Jeverische wöchentliche Anzeigen und Nachrichten Landesbibliothek Oldenburg GE IX A 508. Für weitere Informationen wende Dich bitte an : Heinz-Günter Vosgerau, Restaurator/Uhrmachermeister |
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