Die Uhr im
Zytglogge-Turm Bern
Einführung
Der Zytglogge-Turm wurde im frühen 13.
Jahrhundert als Stadttor gebaut. Der historische Uhrenturm ist einer von Berns
berühmtesten Wahrzeichen und ist für Besucher geöffnet. Die faszinierende
Eigenschaften schließen das Figuren-Spiel und die astronomischen Uhr mit ein, die in 1530
gebaut wurde.
Der Zeitglocken ist Berns mittelalterlicher Wehrturm mit
berühmter astronomischer Spieluhr. Bern wurde bereits im Mittelalter dreimal
erweitert. Die erste Erweiterung reichte bis zum heutigen Zeitglocken, der
zwischen 1218 und 1220 erbaut und im Mittelalter zweimal erhöht wurde.
Die Außenerscheinung des Turms wird von den Elementen des spätbarocken
Umbaus dominiert. Das grosse Zifferblatt wird gerahmt von einem den Beginn
der Zeit darstellenden Wandbild von Viktor Surbeck von 1930. Das 1530 von
Kaspar Brunner geschaffene Uhrwerk zählt zu den ältesten Großuhren der
Schweiz. Der Stundenschläger, beide Turmuhren, Figurenspiel und
astronomische Uhr werden von einer gemeinsamen Mechanik angetrieben. Die
Kalenderuhr zeigt Tageszeit, Wochen- und Monatstage, den Monat selbst,
Tierkreis und Mondphasen an.
Der krähende goldene Hahn und der Sanduhrmann stammen wie auch der Hans von
Thann genannte vergoldete Stundenschläger von 1530. Der Bärenreigen und der
schellenschlagende Narr sind Zutaten von 1610 und 1642. Die Anordnung der
Figuren gehen auf den Umbau von 1770-1771 zurück.
Der Zeitglockenturm
Wie kein zweites bernisches Bauwerk stand früher der Zeitglockenturm - oder
der Zytglogge, wie man ihn seit altersher kurz nannte - im
Mittelpunkt der Stadt Bern. Er war in jeder Beziehung das massgebende
Gebäude Berns: seine Turmuhr war die Hauptuhr der Stadt, nach der sich alle
andern zu richten hatten, längst bevor es eine Bahnzeit oder
Radiozeit gab. Vom Zeitglockenturm aus wurden die Wegstunden gemessen,
und auf ihn beziehen sich die Stundensteine an den Kantonsstrassen. In
seinem Tordurchgang sind die Längenmasse, früher Elle und Klafter, heute
noch Meter und Doppelmeter, als Urmasse zur öffentlichen Kontrolle und als
Vorbilder angebracht. An der Wand des Tordurchganges wurden und werden heute
noch alle offiziellen Verordnungen und Erlasse angeschlagen.
Der Zeitglockenturm stand gleichsam mitten unter dem Volke. Weder das
Rathaus noch das Münster waren in ähnlicher Weise im Mittelpunkt des
öffentlichen Geschehens. Sie hielten sich vielmehr in einer gewissen
respektheischenden, vornehmen Distanziertheit, während der Zytglogge
täglich und stündlich zum Volke sprach.
Der Turm bildete ursprünglich den Abschluss der ältesten bernischen
Stadtanlage, jener Stadt Bern, die Herzog Berchtold V. von Zähringen im
Jahre 1191 gründete. Sie erstreckte sich von einem heute verschwundenen Tor
und Graben, unten an der Gerechtigkeitsgasse, bis zu dem tiefen, jetzt
vollkommen aufgefüllten Graben, der anstelle des Kornhaus- und
Theaterplatzes die damalige Stadt nach Westen begrenzte.
In seinem Mauerkern ist der Turm zweifellos das älteste Bauwerk der Stadt,
seien inneren Mauerteile stammen noch aus dem 12. Jahrhundert. Wie die
meisten frühen Stadttürme war er ursprünglich stadteinwärts offen. Die
Grundmauern sind über drei Meter dick. Beim grossen Stadtbrand im Jahr 1405
brannte der Turm aus. Nach diesem Brand wurde auch die vierte, stadtseitige
Mauer aufgebaut.
Die 1405 gegossenen Turmglocke musste ursprünglich noch von Hand
angeschlagen werden, um die Stunden zu verkünden. 1530 entstand dann jene
kunstvolle astronomische oder Kalenderuhr, welche zu jeder Stunde Sonne,
Mond, Sternbilder und Planetenstellung, dazu Monat, Tag und Wochentag
anzeigt. Gleichzeitig wurde das muntere Spielwerk geschaffen, das heute noch
eine gern und oft besichtigte Sehenswürdigkeit unserer Stadt ist. Vier
Minuten ehe die Stunde schlägt, kräht ein Hahn, dann schellt ein in einer
Nische sitzendes Narrenmännlein an zwei über ihm hängenden Glöcklein, indem
es seinen Oberkörper hin und her dreht. hernach bewegt sich im unteren Teil
der Nische ein Umzug bewaffneter Bären, aus dem Innern des Turmes
heraustretend und wieder dahin verschwindend.
Den Zug eröffnen zwei aufrecht schreitende Bären, in den schwarzroten
Stadtfarben als Trommler und als Pfeifer. Darauf folgt der Hauptmann, ein
gepanzerter Reiter mit dem Schwert in der Hand; danach ein gravitätisch
auftretender Bär mit einer Krone auf dem Haupt, wohl die bernische
Staatsmacht darstellend; dann erscheinen drei weitere Bärlein, die Wache
oder Militärmacht, das erst mit Harnisch und Schwert und das dritte
bewaffnet mit Schwert und Spiess. Der seitlich postierte Hahn kräht zum
zweiten Male und hebt leicht die Flügel. Jetzt dreht der bärtige Vater eine
Sanduhr, die er in seiner Rechten hält und zählt die Stundenschläge, die
eine überlebensgrosse Rittterfigur in vergoldeter Rüstung, zuoberst im
Turmhelm, mit einem Hammer an die grosse Glocke schlägt. Ein stehender Löwe
dreht aufmerksam sein Haupt, als höre er zu.
Die Westseite ziert ein grosses allegorisches Gemälde von Victor Surbek, den
Sensemann Chronos, das Symbol der vergänglichen, flüchtigen Zeit, und die
Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies darstellend. Darunter erinnert
eine schlichte Marmortafel mit lateinischen Worten an den Stadtgründer:
BERCHTOLDS V. DUX ZAERING
RECT. BVRGVND VRBIS CONDITOR
TVRIM ET PORTAL FECIT
A. CHR. MCXCI
EA RENOVATA MDCCLXX
Aus der
Geschichte des Zytgloggeturms
1191 bis ca. 1350
Gründung Berns durch Herzog Berchtold V von Zähringen. Der heutige Zytglogge
wird Haupttor und gleichzeitig Wehrturm der ummauerten Stadt. In den
nächsten 150 Jahren wächst Bern über den Käfigturm hinaus bis zum
Christoffelturm: Der Zytglogge hat damit als Wehranlage ausgedient. Er wird
zu einem Turmhaus aufgestockt und dient nun bis zum großen Stadtbrand (1405)
als Gefängnis.
ab 1405
In der Renovation nach dem Stadtbrand wird dem Turm erstmals eine Uhr mit
Schlagwerk eingebaut -Zytglogge ...
1500 - 1600
In diesem Jahrhundert verwandelt man den wuchtigen, etwas düsteren
Mauerklotz durch einschneidende Umbauten in einen zierlich ausgeschmückten,
hochragenden Stadtturm; der neuen Uhranlage (1530) fehlen weder Kalenderuhr
noch astronomische Uhr noch Spielwerk und Stundenschläger.
1700 - 1800
Im Durchgang werden - nebst Leinwandmalereien - auch die bernischen
Grundmasse untergebracht. Nach spätbarocken Umbauten von 1770/71 -
altersbedingte Schäden drängen eine Gesamtrenovation auf - erscheint der
Zytglogge, hochragendes Denkmal der Stadtgeschichte, nun völlig integriert
in seiner Umgebung.
1929 - Gegenwart
Die Renovation von 1929/30 hat bis heute ihre Spuren hinterlassen: Ein
vereinheitlichender Ölfarbanstrich beeinträchtigt stark die plastische
Wirkung des Turms. Den einzigen akzeptablen Beitrag bildet Victor Surbeks
Fresko Beginn der Zeit.
Der Turm
1218 - 1220
Wehrturm: Dreiseitige, stadtseitig offene Mauerschale mit Wehrplatte und
Brustwehr. Verteidigungsgeschoss über Tor. Erschließungssystem unbekannt.
1270 - 1275
Aufstockung um rund 7 m. Schutz der Wehrplatte durch eine 2 m hohe Brustwehr
mit je 4 Öffnungen auf der West- und Ostseite.
1344 - 1346
Der Turm wird als Gefängnis eingerichtet und mit einem Helm von unbekannter
Form gedeckt. Möglicherweise Schließung der offenen Nische auf der Ostseite
durch eine Wand in Rieg- oder Holzkonstruktion.
1405
Umfassende Renovation nach dem Stadtbrand: Massive Schliessung der Ostseite.
Auf der nun ausgebauten Wehrplatte Räume für den Feuerwärter und die
Stadttrompeter. Erschliessung über hölzerne Aussentreppe.
1467 - 1483
Neuer Turmabschluss: Ueber der Brustwehr Kranzgesims, das eine 1.20 m hohe
Attika trägt. Erkerartige Ecktürmchen mit Spitzhelmen, neuer Turmhelm und
neue, heute noch bestehende Erschliessung durch polygonalen Treppenturm.
1770/71
Spätbarocke Fassadenverkleidung. Spielerker zu Nische reduziert. Dach mit
neuer, ausladender Aufschieblingskonstruktion.
Im Innern Blocktreppen ab 2. Obergeschoss Westwand.
Astronomische Uhr in Bern |
Der Zytglogge-Tum in Bern |
Geschichtlicher
Rückblick
Um die Wende des 13.
und 14. Jahrhunderts mussten die Nachtwachen verstärkt werden. Es wurde daher zum
allgemeinen Interesse, eine unveränderliche Zeiteinteilung zu haben. Bis anhin wurde die
Zeit an Sand- und Wasseruhren abgelesen. Es erforderte zuverlässige Wächter die die
Uhren immer drehten, wenn sie abgelaufen waren. Zusätzlich nahmen auch die
Wettereinflüsse wie Hitze und Kälte dieser Zeitmessung ihre Genauigkeit. Es bedurfte
also einer neuen Art, die Zeit zu Bestimmen. Es wurden die ersten Turmuhren gebaut.
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Auch Solothurn erhielt im Jahre 1454 eine
öffentliche Uhr mit einem astronomischen Uhr einem Gehwerk, einem Stunden- und
Viertelstundenschlagwerk. Glockenschläger. Dem Wächter des Zeitglockenturms stand zur
Verkündung der Stunden keine mechanische Uhr zur Verfügung sondern er las die Zeit an
einer Sonnenuhr ab. Diese Horizontalsonnenuhr, die sich auf der Südseite des Turmes
befindet, bestimmte also die Uhrzeit in Solothurn. Da sich die Erde nicht mit
gleichförmiger Geschwindigkeit um die Sonne dreht, entsteht zwischen der Wirklichen
Sonnenzeit und einer richtiggehenden Uhr ein Unterschied.
Aber auch die
Turmuhr selbst hat nicht einen beständigen Gang. Zusammen mit der mechanischen
Unvollkommenheit und den Witterungseinflüssen war es zeitweise erforderlich die Turmuhr
wöchentlich zu richten.
Im Jahr 1543 bot sich der
Uhrmacher Lorenz Liechti aus Winterthur an, anstelle der alten eine neue Turmuhr zu bauen.
Im Dezember 1543 fand eine Besprechung statt, zwischen dem Rat der Stadt und Lorenz
Liechti. Sie verfassten einen Vertrag, die Beyelschrift, den Liechti einging. Innert
Jahresfrist, musste er also eine Turmuhr bauen mit Gehwerk, Stundenschlagwerk und
Viertelstundenschlagwerk. Zudem verlangte die Stadt ein gewöhnliches Stundenzifferblatt
und ein Astronomisches. |
Liechti baute das neue Werk nicht ein. Die Beyelschrift
schrieb vor, dass alle Kosten die entstehen dem Uhrmacher zufallen. Der Rat also von
Solothurn überwies die Aufgabe nun der Witwe Liechtis. So beauftragte sie ihren Sohn und
den Uhrmacher von Schaffhausen nach Solothurn zu gehen und die Uhr aufzurichten. Der
Uhrmacher Habrecht von Schaffhausen verbesserte die Mechanik der Uhr. Ende 1545 richtete
dieser die Uhr mit dem Figurenspiel definitiv auf.
Das Uhrwerk
Das Uhrwerk steht auf einer hölzernen
Konsole von 48 cm Höhe, 1,98 m Länge und 1.30 m Tiefe. Es handelt sich um eine
grosse Hand geschmiedete Turmuhr mit gotischer Verzierung und dekorativen Radspeichen an
der grossen Schlossscheibe.Der Aufzug erfolgt durch einen Steckschlüssel. Die Masse der
Turmuhr betragen 1.63m auf 1.10m bei einer Höhe von 1.82m.
Das Gehwerk setzt sich aus drei Rädern
zusammen, dem Walzenrad mit 98 Zähnen dem Zwischenrad mit 60 Zähnen und dem Ankerrad mit
26 Zähnen.
Die Hemmung
Die Hemmung zeigt eine bemerkenswerte Bauart
nach Chevallier de Bethume. Alle Zähne des Steigrades
sind einzeln gehärtet und mit Stiften eingesetzt. Die Ankerpaletten befinden sich an zwei
parallel laufenden Wellen, die mit Gegengewicht
funktionieren. Die Hemmung des ,,Zytglogge" ist eine rückführende Hemmung die
Nikolaus Pfluger 1755 anstatt der vorherigen Waaghemmung einbaute.
Der Name Nikolaus Pfluger ist auf dem Ankerrad
eingraviert. Er betreute die Uhr 30 Jahre lang, von 1739 bis 1769.
Das Pendel
Das Pendel ist rechterhand des Uhrwerkes an
der Decke befestigt, und hat eine Länge von 4.17 Meter. Es geht durch eine Oeffnung im
Boden und schwingt im Pendelschrank ein Stock tiefer weiter. Die Pendellinse besteht aus
drei Teilen aus Blei und wiegt insgesamt 78 Kilogramm. Die Pendelaufhängung erfolgt durch
eine Schneide. Die Pendelführung ist direkt hinter der Eingangspalette der Hemmung, auf
der selben Welle wie die Palette befestigt und kann anhand einer Klemmschraube an der
Pendelstange verstellt werden. Dadurch kann der Auslöseweg der Hemmung reguliert werden.
Die Schwingungsweite des Pendels beträgt 11 Grad.
Der Gewichtsaufzug
Der Gewichtsaufzug erfolgt über eine Kurbel
die auf einen Vierkant gesteckt wird. Auf der Welle, deren Ende der Vierkant bildet, ist
ein verschiebbares Hohltrieb. Dieses Aufzugstrieb greift in das Kronrad der Walze ein. Auf
der Walze ist das 8mm starke Gewichtszugseil aus Hanf aufgewickelt. Das Zuggewicht ist ein
30 Kilogramm schwerer Zylinderförmiger Kalkstein. Das Gewicht hängt an einem Flaschenzug
und hat eine Fallhöhe von 13,20m, das erlaubt eine Gangdauer von 30 Stunden. Ganz
abgelaufen, braucht es 135 Kurbeldrehungen bis zum Vollaufzug. Um während dem Aufzug ein
Stillstand des Gehwerkes zu vermeiden, kann ein Hebel ins Walzenrad geschoben werden. Mit
Hilfe des auf der anderen Seite befestigten Zuggewichts vermag der Hebel das Walzenrad in
Bewegung zu halten. Im Walzenrad befinden sich zwei Klinkenräder die zur Positionierung
nach dem Aufzug gedacht sind.
Das
Viertelstundenschlagwerk
Es schliesst an das Gehwerk an. Das
Viertelschlagwek schlägt den ersten Viertel mit einem Schlag, den Zweiten mit zwei, den
Dritten mit drei und den Vierten mit vier Schlägen. Das ergibt 120 Schläge in zwölf
Stunden. Da das Viertelschlagwerk mehr Arbeit zu verrichten hat, ist auch sein Gewicht
höher, ganze 102 Kilo Kalkstein treiben es an. Wird das Schlagwerk ausgelöst, wird der
Schlag über Zughebel, Drähte und eine Wechselwelle zum Hammerwerk geleitet. Der
Schlaghammer wird gehoben, wenn der Hebearm des Schlaghammers von der Heberolle des
Walzenrades abfällt. Durch diese Bewegung und sein Gewicht von 15 Kilo gibt der
Schlaghammer die Schläge auf die Glocke ab. Das Hammerwerk wurde 1890 von Fr. KuIh
erneuert.
Das
Stundenschlagwerk
Es schliesst an das Viertelschlagwerk an. Das
Stundenschlagwerk hat die grösste Arbeit zu verrichten. Wegen dem hohen Hammergewicht und
der Bewegung des Oberkörpers des Glockenschlägers bei jedem einzelnen Schlag braucht es
auch ein Zuggewicht von 129 Kilo. Das Stundenschlagwerk besitzt einen grossen Windflügel
zur Verzögerung des Schlages. Die Schlossscheibe mit ihren 78 Zähnen dreht sich einmal
in 12 Stunden. Die Auslösung des Stundenschlagwerkes erfolgt über das Viertelschlagwerk.
Der Schlag wird über zwei Wellen und Hebel zur Schlossscheibe geführt und dort
ausgelöst. Der Windfang dreht und der Schlag wird auf die Glocke abgegeben. Bei einem
Schlag fällt eine Nase in die Schlossscheibe, sind es mehrere wird das stoppen des
Schlagwerkes verzögert und die Nase fällt erst nach entsprechender Schlagzahl in die
Schlossscheibe und stoppt das Werk. Die Stunden werden vim Glockenschläger auf die Glocke
abgegeben. Er wurde gleichzeitig mit dem Turm erbaut. Seine Rüstung wurde beim errichten
der Automatengruppe erneuert. Der Schlaghammer wiegt 25 Kilogramm.
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